Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696268
Symposien
S48 Therapie und Entwöhnung abhängigen Tabakkonsums
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Netzwerkanalyse des Kooperationsnetzes universitärer Raucherambulanzen (NAKURA)

Effektivität, Wirkfaktoren, Prädiktoren, differenzielle Indikation in der Tabakentwöhnung
F Wirth
TU Chemnitz
,
FG Loth
TU Chemnitz
,
S Mühlig
TU Chemnitz
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 

Tabakrauchen stellt den wichtigsten kausalen Einzelfaktor für zahlreiche schwerwiegende somatische Erkrankungen dar. In Deutschland sterben jährlich > 120 000 Menschen vorzeitig an den Folgen ihres Tabakkonsums. Tabakrauchen wird mit zunehmender Evidenz auch als Ursachenfaktor für die Entstehung psychischer Störungen verantwortlich gemacht, u. a. aufgrund des Risikos für Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen und Suizidalität. Ein konsequenter Rauchstopp kann die Manifestation tabakassoziierter Erkrankungen verhindern bzw. deren Verlauf und Prognose substanziell beeinflussen. Während ohne professionelle Hilfe nur 3 – 6% der aufhörwilligen Raucher die 12-Monats-Abstinenz schaffen, liegt die dauerhafte Abstinenz mittels professioneller Tabakentwöhnungsmaßnahmen bei 30 – 40%. Obwohl in Deutschland hocheffektive evidenzbasierte Programme zur Verfügung stehen, werden diese nur von einer Minderheit der Raucher in Anspruch genommen: 2018 entfielen nur 0,6% der Kursteilnahmen der individuellen verhaltensbezogenen Prävention der GKV auf den Bereich Förderung des Nichtrauchens.

Ziel des durch die Stiftung Deutsche Krebshilfe geförderten Projektes NAKURA ist der deutschlandweite Zusammenschluss universitärer/forschender Raucherambulanzen zu einem Forschungs-Praxis-Netzwerk. Auf der Basis gepoolter Datensätze sollen die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität in diesem Bereich systematischer beforscht und die Versorgungsqualität langfristig verbessert werden. Untersucht werden sollen u. a. die Zugangswege und Inanspruchnahme, Akquisitionsstrategien, differenzielle Indikationen, spezifischen Therapieangebote (z. B. Hochrisikogruppen), Erfolgsprädiktoren und das Rückfallgeschehens nach Kursabschluss. Es wird ein Überblick über die eingesetzten diagnostischen Methoden und Erhebungsverfahren, die verwendeten Programme und Interventionsmethoden zur Tabakentwöhnung sowie die praktizierten Maßnahmen zur Qualitätssicherung erstellt. Zu diesem Zweck sollen inhaltlich, methodisch und technisch kompatible Vorgehensweisen zur Poolung der Datenbestände in einem gemeinsamen Set festgelegt sowie die notwendigen Instruktionen, Assessmentinstrumente und Implementierung dieser jeder Ambulanz zur Verfügung gestellt werden.