Zeitschrift für Phytotherapie 2019; 40(S 01): S5
DOI: 10.1055/s-0039-1697255
Plenarvorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Antibiotika und Resistenzen

K Becker
1   Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Münster, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 September 2019 (online)

 

Trotz einiger Erfolge ist der globale Trend zur Zunahme von Infektionen durch multiresistente Erreger ungebrochen. Neben den bekannten Resistenzphäno-/-genotypen stellen neu auftauchende Resistenzmechanismen eine besondere Herausforderung für die mikrobiologische Diagnostik und das Hygienemanagement dar [1]. Die Hauptsorge wird aber durch die zunehmende Limitierung der therapeutischen Optionen determiniert, d.h. dass immer weniger bzw. pharmakokinetisch und/oder -dynamisch ungünstiger wirkende Antibiotika zur Verfügung stehen. Der Suche nach neuen, der Reevaluierung „alter“ sowie der Untersuchung alternativer Substanzen bzw. Wirkprinzipien kommt vitale Bedeutung zu [2].

Zwischen der menschlichen Gesellschaft und den Nutz- und Wildtierpopulationen sowie der Umwelt besteht ein hochkomplexes, bisher wenig erforschtes Geflecht an Interaktionen und Abhängigkeiten. Dieses als „One World – One Health“ bezeichnete Konzept trifft besonders auch für das Gebiet der mikrobiellen Resistenzentwicklung zu [3]. Zunehmend wird erkannt, wie vielfältig und flexibel, aber auch wie potenziell gefährlich der Austausch von Mikroorganismen bzw. Resistenzmechanismen im Prozess der Überwindung von Wirts- und Habitatsgrenzen für Mensch und Tier sein kann. Ein aktuelles Beispiel für die Überwindung von Wirtsgrenzen und den Erwerb von Resistenzmerkmalen stellt das Auftreten von Livestock-associated Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus [LA-MRSA]-Stämmen dar, das eng mit der Nutztierhaltung verknüpft ist [4]. Noch relativ am Anfang stehen Untersuchungen zu koselektierenden Faktoren sowie zur Komposition der Mikrobiota des Menschen und der Nutztiere im Zusammenhang mit der Aufnahme antimikrobiell wirksamer Agentien und ihrer Rolle als Resistenzreservoire [5].

Zur Eindämmung der Resistenzproblematik gilt es, Barrieren zwischen den Fachgebieten und den verschiedenen „One Health“-Playern zu überwinden und koordiniert resistenzeindämmende Strategien zu entwickeln und umzusetzen.

Literatur:

[1] Becker K et al. Emerg Infect Dis 2018; 24: 242 – 248

[2] Idelevich EA et al. Antimicrob Agents Chemother 2011; 55: 4416 – 4419

[3] Wieler LH. Int J Med Microbiol 2014; 304: 775 – 776

[4] van Alen S et al. Vet Microbiol 2017; 200: 19 – 24

[5] Kaspar U et al. Environ Microbiol 2016; 18: 2130 – 2142