Zeitschrift für Phytotherapie 2019; 40(S 01): S29-S30
DOI: 10.1055/s-0039-1697302
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapie mit Johanniskraut ist mit einer reduzierten Inzidenz der Demenz in hausärztlichen Praxen assoziiert

K Kostev
1   Epidemiology, IQVIA, Frankfurt am Main, Deutschland
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Publication Date:
09 September 2019 (online)

 

Studienziel:

Die Ergebnisse von publizierten Studien liefern Hinweise darauf, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Johanniskrauts positive Wirkungen gegen Demenz haben könnten [1 – 3]. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand in der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Johanniskrauttherapie und Demenzhäufigkeit bei Patienten in niedergelassenen Praxen.

Methoden:

Diese Studie basierte auf den Daten aus der IMS® Disease Analyzer-Datenbank und umfasste Patienten ≥60 Jahre mit dokumentierten Blutdruckwerten, bei denen zum ersten Mal zwischen 2013 und 2017 in Deutschland eine Demenz diagnostiziert wurde (Indexdatum). Demenzfälle wurden mit Nicht-Demenz-Kontrollfällen basierend auf Alter, Geschlecht, Indexjahr und Praxis gematcht. Das primäre Ergebnis der Studie war die Schätzung des Demenzrisikos als Funktion des Einsatzes von pflanzlichen Antidepressiva. Multivariate Regressionsmodelle mit einer Adjustierung für psychische und somatische Diagnosen wurden verwendet.

Ergebnisse:

Die vorliegende Studie basierte auf den Daten aus hausärztlichen Praxen aus der IMS® Disease Analyzer Datenbank (IQVIA) [4] und umfasste 62 317 Patienten mit Demenz und 62 317 Patienten ohne Demenz (Durchschnittsalter 80,9 Jahre; 60,9% weiblich). Verwendung von pflanzlichen Antidepressiva (Odds Ratio [OR] 0,80; p < 0,001), und konkret von Johanniskraut (OR: 0,77; p < 0,001) war mit einer Abnahme der Demenzinzidenz assoziiert. Der Effekt war umso stärker, je länger Patienten mit Johanniskraut behandelt wurden (OR = 0,95; p < 0,001 pro Therapiejahr).

Schlussfolgerung:

Wir beobachteten einen negativen Zusammenhang zwischen der Therapie mit Johanniskraut und dem Auftreten von Demenz bei älteren Menschen in hausärztlichen Praxen. Weitere Studien sind erforderlich, um ein besseres Verständnis der Mediatoren zu erlangen, die am Zusammenhang zwischen dem Einsatz von pflanzlichen Antidepressiva und Demenz beteiligt sind.

Literatur:

[1] Hofrichter J et al. Curr Alzheimer Res 2013; 10: 1057 – 1069

[2] Brenn A et al. Brain Pathol 2014; 24: 18 – 20

[3] Pahnke J et al. Neurobiol Dis 2014; 72PA: 54 – 60

[4] Rathmann W et al. Int J Clin Pharmacol Ther 2018; 56: 459 – 466