Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E11
DOI: 10.1055/s-0039-3401095
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mütterliche Schilddrüsen-Erkrankungen mit neonatologischen Konsequenzen bei dem Neugeborenen

N Hanna
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus-Dresden, Klinik.-und Poliklinik für Kinder.-und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland
,
L Mense
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus-Dresden, Klinik.-und Poliklinik für Kinder.-und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland
,
M Rüdiger
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus-Dresden, Klinik.-und Poliklinik für Kinder.-und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland
,
J Armann
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus-Dresden, Klinik.-und Poliklinik für Kinder.-und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland
,
C Birdir
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus-Dresden, Klinik.-und Poliklinik für Kinder.-und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Neonatale Anpassungsstörungen können in seltenen Fällen durch eine Störung der mütterlichen Schilddrüsenhormone verursacht werden. Sowohl die Überdosierung von Schilddrüsen-Hormonen als auch die Hemmung der Schilddrüsenfunktion durch Thyreostatika bei der Mutter während der Schwangerschaft sind relevant aufgrund ihrer kurz- und langfristigen Effekte auf das Neugeborene.

Fallpräsentation:

Wir berichten über zwei Fälle, bei denen eine mütterliche Medikamenteneinnahme Ursache einer Störung der Schilddrüsenfunktion bei dem Neugeborenen war.

Fall I: Die 31-jährige Schwangere mit anamnestischer Hashimoto-Thyreoiditis stellte sich mit 30+6 SSW aufgrund von vorzeitiger Wehentätigkeit vor. Unter dem Verdacht einer schweren Präeklampsie mit unhemmbarer Wehen wurde die Sectio caesarea durchgeführt.

Postoperativ fiel die mehrfache Einnahme von mitgebrachten Tabletten auf, die sich als L-Thyroxin herausstellten. Bei der Mutter fand sich der Befund einer schweren Hyperthyreose ohne Nachweis von Schilddrüsen-Antikörpern. Das Kind erhielt aufgrund einer ausgeprägten Oxygenierungsstörung Surfactant und wurde bei persistierend hohem Sauerstoffbedarf erneut intubiert. Eine erweiterte Diagnostik bei dem Neugeborenen erbrachte eine schwere neonatale Hyperthyreose. Bei zu dieser Zeit noch unklarem Antikörper-Befund der Mutter erhielt der Junge Thiamazol und Propranolol. Da nach der Thiamazol-Gabe die endogene Schilddrüsenhormon-Produktion blockiert war (am 3. Lebenstag TSH < 0,02, fT3 1,61, fT4 18,72), wurde mit L-Thyroxin eine Euthyreose hergestellt.

Fall II: Die 37-jährige Schwangere mit anamnestisch in der Schwangerschaft diagnostizierter Hyperthyreose, welche mit Propylthiouracil behandelt war, stellte sich mit 40+2 SSW zur geplanten Sectio cesarea bei Makrosomie und Polyhydramnion vor. Die postnatale Adaptation des Neugeborene war regelrecht, in den ersten Lebensstunden fiel das Kind durch eine Belastungsdyspnoe beim Trinken, Schwitzen und eine periorale Zyanose auf. Die Schilddrüsenparameter beim Kind zeigten ein stark erhöhtes TSH und ein leicht erhöhtes fT3. Sonographisch zeigte sich eine ausgeprägte Struma. Die Schilddrüsenparameter normalisierten sich während der ersten Lebenstage und das Kind blieb während der Überwachung kardiopulmonal stabil.

Diskussion:

Die Schilddrüsenfunktionsstörungen infolge einer mütterlichen Einnahme von Thyreostatika oder Schilddrüsenhormonen können zu einer schweren Anpassungsstörung beim Neugeborenen führen, die maternale Thyreostatikatherapie – insbesondere mit Propylthiouracil – kann eine transiente Hypothyreose des Neugeborenen verursachen. Eine Information des Neonatologen über eine mütterliche Schilddrüsenerkrankung ist für eine optimale perinatale Betreuung unabdingbar.

Literatur:

[1] Ogilvy-Stuart AL. Neonatal thyrotoxicosis. NeoReviews 2017;18;e422

[2] Daneman D, Howard NJ. Neonatal thyrotoxicosis: intellectual impairment and craniosynostosis in later years. J Pediatr.