Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E90
DOI: 10.1055/s-0039-3401275
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ePoster Sitzung 2.7: Qualität in der Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Risikowahrnehmung des geburtshilflichen Fachpersonals in Deutschland

N Peterwerth
1   Hochschue für Gesundheit-University of Applied Sciences, Department für angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Deutschland
2   Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
,
W Schnepp
2   Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
,
R Schäfers
1   Hochschue für Gesundheit-University of Applied Sciences, Department für angewandte Gesundheitswissenschaften, Bochum, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 

Einleitung:

Das Konzept von Risiko ist in der Betreuung von Gebärenden zu einem zentralen Prinzip geworden [1]. Die angestiegene forensische Auseinandersetzung beeinflusst das geburtshilfliche Handeln und führt zu einer „gestiegenen Risikoorientierung“ [2]. International wird bereits untersucht, ob eine größere Risikowahrnehmung der Betreuenden die Entscheidungsfindung und damit die Betreuung von Gebärenden beeinflusst [3,4]. Hierzulande fehlen solche Untersuchungen bislang. Ziel:

Einfluss persönlicher/systemimmanenter Faktoren auf die Risikowahrnehmung des geburtshilflichen Fachpersonals untersuchen.

Methode:

Durchführung von Fokusgruppeninterviews mit Hebammen, Gynäkolog*innen zum Thema Risiko im Kreißsaal, Auswertung mithilfe der Dokumentarischen Methode. Ergebnisse aus der 1. Teilbefragung werden zur Erstellung von Fallvignetten für eine 2. Teilbefragung mittels Fragebogen zum Einfluss der Risikowahrnehmung auf das geburtshilfliche Handeln genutzt. Auswertung mithilfe deskriptiver und interferenzstatistischer Verfahren.

Ergebnisse:

Es wird erwartet, dass die Studie Aufschluss darüber geben wird, was das Fachpersonal als Risiko in der klinischen Geburtshilfe wahrnimmt, ob dies durch persönliche/systemimmanente Faktoren (z.B. Alter, Geschlecht, Berufsjahre, Versorgungsgrad der Geburtsklinik) beeinflusst wird und ob die Risikowahrnehmung einen Einfluss auf die Betreuung einer Gebärenden hat.

Diskussion:

Im nationalen Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ wurde die Förderung der physiologischen und interventionsarmen Geburt festgelegt [5]. Hohe Interventionsraten und regionale/internationale Unterschiede [2, 4] lassen vermuten, dass neben medizinischen Ursachen weitere Faktoren bestehen, die die Betreuung von Gebärenden beeinflussen.

Schlussfolgerung:

Die Thematisierung der Risikowahrnehmung des Fachpersonals als möglicher Einflussfaktor auf die Entscheidungsfindung während der Betreuung einer Gebärenden ist im Kampf gegen steigende Interventionsraten von zentraler Bedeutung.

Literatur:

[1] MacKenzie Bryers, H. & van Teijlingen, E. 2010. Risk, theory, social and medical models: a critical analysis of the concept of risk in maternity care. Midwifery, 26, 488 – 96.

[2] Kolip, P., Nolting, H.-D., Zich, K. 2012. Faktencheck Gesundheit. Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung. Abgerufen von: https://faktencheck-gesundheit.de/de/faktenchecks/kaiserschnitt/ergebnis-ueberblick/.

[3] Healy, S., Humphreys, E. & Kennedy, C. 2017. A qualitative exploration of how midwives' and obstetricians' perception of risk affects care practices for low-risk women and normal birth. Women Birth, 30, 367 – 375.

[4] Mead, M. M. & Kornbrot, D. 2004. The influence of maternity units' intrapartum intervention rates and midwives' risk perception for women suitable for midwifery-led care. Midwifery, 20, 61 – 71.

[5] Bundesministerium für Gesundheit 2017. Nationales Gesundheitsziel. Gesundheit rund um die Geburt. Köln: Druckhaus Süd Medien GmbH.