Osteologie 2020; 29(01): 68-69
DOI: 10.1055/s-0039-3402882
3. Posterbegehung 3
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chondrosarkom nach Entfernung eines Enchondroms des Os metacarpale II

S Radmer
1   Zentrum für Bewegungsheilkunde, Facharztpraxis für Orthopädie, Berlin, Germany
,
JR Andresen
2   Medizinische Fakultät, Sigmund-Freud-Privatuniversität, Wien, Austria
,
O Scheufler
3   Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Bern, Switzerland
,
R Andresen
4   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Heide, Germany
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
25. Februar 2020 (online)

 

Einleitung Das Enchondrom ist ein häufiger, benigner, knorpelbildender Tumor, der am häufigsten die kurzen Röhrenknochen der Hand betrifft. In der Regel treten Enchondrome im 2.–4. Lebensjahrzehnt ohne Geschlechtsbevorzugung auf. Sie sind klinisch oft asymptomatisch und werden daher meist inzidentell oder erst nach Auftreten einer pathologischen Fraktur diagnostiziert. Im konventionellen Röntgenbild ist der Tumor in den kurzen Röhrenknochen häufig völlig strahlentransparent. Die Kortikalis wird mit zunehmendem Wachstum von endostal wellig ausgedünnt (scalloping). Die Kürettage der Läsion und die Auffüllung des Defektes mit Spongiosa ist die chirurgische Therapie der Wahl.

Methode Wir berichten über einen 82-jährigen Patienten, welcher sich mit zunehmenden Schmerzen der rechten Hand vorstellte.

Ergebnisse Klinisch fanden sich eine Schwellung und Druckschmerz über dem distalen Os metacarpale II bei inkomplettem Faustschluss. Im konventionellen Röntgenbild zeigte sich eine typische lytische Läsion mit „scalloping“ der Kortikalis. In der MRT fand sich kein permeativ wachsender, die Kortikalis überschreitender Tumor. Es erfolgte die Kürettage und Defektauffüllung mit autologer Spongiosa. Nach komplikationslosem postoperativem Verlauf traten nach zwölf Monaten erneut Schmerzen auf. Klinisch bestand im Bereich des Os metacarpale II eine deutliche Schwellung mit Rötung und Druckschmerzhaftigkeit. Im konventionellen Röntgenbild imponierte eine lytische Knochenläsion im Bereich der Spongiosatransplantate. Das MRT zeigte einen die Kortikalis durchbrechenden, in die Weichteile wachsenden Tumor. Die Probeexzision ergab histologisch ein Low-grade-Chondrosarkom. In der weiteren Diagnostik fand sich kein Anhalt für eine Filialisierung. Es wurde die Amputation des Zeigefingers empfohlen, vom Patienten jedoch abgelehnt. Deshalb erfolgten die Resektion des Os metacarpale II und die Rekonstruktion mit der Interposition eines Beckenkammspanes. Das Follow-up nach neun Monaten zeigte eine gute Einheilung des Transplantates ohne Anhalt für ein Tumorrezidiv.

Diskussion Die maligne Entartung eines Enchondroms der Hand zu einem Chondrosarkom ist sehr selten, wobei dieses, wie in unserem Fall, auch noch nach chirurgischer Sanierung auftreten kann. Die Behandlung eines sekundären Chondrosarkoms besteht in der Amputation oder En-bloc-Resektion des befallenen Strahls. Eine weitergehende Therapie ist aufgrund der niedrigen Malignität dann nicht notwendig. Aufgrund des Alters unseres Patienten und der Ablehnung einer Amputation erscheinen aus unserer Sicht eine Resektion des befallenen Knochens und die Rekonstruktion mit einem Transplantat verantwortbar. Zur frühzeitigen Erkennung eines Lokalrezidivs sind kurzfristige Röntgenkontrollen indiziert.

Keywords Chondrosarkom, En-bloc-Resektion, Enchondrom

Korrespondenzadresse Sebastian Radmer, Zentrum für Bewegungsheilkunde, Facharztpraxis für Orthopädie, Bozener Str. 17, 10825 Berlin, Deutschland,

E-Mail sebastian@dr-radmer.de