Pneumologie 2020; 74(S 01): 33
DOI: 10.1055/s-0039-3403131
Posterbegehung (PO06) – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Posterbegehung der Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekt der Tracheotomie auf Sedierung, Ventilation und ECMO-Parameter bei Patienten unter venovenöser extrakorporaler Membranoxygenierung: eine 10-Jahres-Analyse

C Fisser
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
P Lüdtke
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Lubnow
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
MV Malfertheiner
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
,
A Philipp
2   Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Herznahe Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Foltan
2   Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Herznahe Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg
,
D Lunz
3   Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Regensburg
,
T Müller
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Regensburg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Einleitung: Patienten mit venovenöser extrakorporaler Membranoxygenierung (V-V ECMO) benötigen unter Langzeitbeatmung gelegentlich eine Tracheotomie (TT). Der Effekt der TT bei Patienten an V-V ECMO in Hinblick auf Sedierung, Ventilation und ECMO-Einstellungen ist nicht bekannt.

Methoden: Wir analysierten 619 konsekutive Patienten mit schwerem respiratorischem Versagen an V-V ECMO von 2008 bis 2017. Es wurde entweder dilatativ oder chirurgisch tracheotomiert. Das Sedierungslevel wurde mittels RASS-Score und indirekt über die Medikamentendosierungen (Propofol, Midazolam, Sufentanyl) am Tag der Tracheotomie und für die 2 nachfolgenden Tage bestimmt. Zusätzlich wurden die Beatmungsparameter und die ECMO-Einstellungen analysiert. Das Überleben wurde als erfolgreiche Entlassung aus dem Krankenhaus definiert.

Ergebnisse: 156/616 (25%) der Patienten erhielten eine Tracheotomie (Alter: 51,1 ± 14,7; Tage an ECMO 19 ± 13,8, BMI in kg/m² 30,9 ± 9,5; SOFA: 11,7 ± 3,4). Das Level der Sedierung (RASS) und die sedierenden Medikamente (Propofol, Sufentanyl, Midazolam) waren nach TT rückläufig. Der mittlere Atemwegsdruck und der PEEP konnten reduziert werden. Die Katecholamindosen zeigten sich tendenziell rückläufig. Der ECMO-Blutfluss und der Gas-Fluss konnten nach TT reduziert werden, währenddessen das Atemminutenvolumen, das Tidalvolumen und die Atemfrequenz gesteigert wurden ([Tab. 1]).

Tab. 1

Variablen (n = 156)

Vor Tracheotomiea

Zwei Tage nach Tracheotomie

p-Wert

a Parameter analysiert am Tag der Tracheotomie; * zeigt Signifikanz (p < 0.,05).

Richmond agitation sedation scale

− 2,93 ± 1,1

− 2,52 ± 1,4

< 0,001*

Mittlerer arterieller Blutdruck (mmHg)

76,5 ± 11,4

78,0 ± 14,6

0,244

Tidalvolumen (ml/kg)

338,2 ± 158,2

376,9 ± 196,5

0,013*

Atemminutenvolumen (l/min)

5,9 ± 3,2

7,3 ± 4,0

< 0,001*

Atemfrequenz (/min)

19 ± 12

22 ± 16

0,032*

Spitzendruck (cm H2O)

24,4 ± 5,2

23,9 ± 5,2

0,199

Mittlerer Atemwegsdruck (cm H2O)

16,4 ± 4,4

15,7 ± 4,4

0,019*

PEEP (cm H2O)

11,9 ± 4,3

11,1 ± 4,1

0,002*

Noradrenalin (mg/h)

0,31 ± 0,5

0,25 ± 0,4

0,127

Propofol (mg/h)

114,4 ± 93,8

98,1 ± 93,1

0,022*

Midazolam (mg/h)

6,4 ± 8,8

5,2 ± 8,1

0,008*

Sufentanyl (μg/h)

54,1 ± 33,5

47,5 ± 34,1

0,013*

Blutfluss ECMO (l/min)

2,4 ± 0,7

2,3 ± 0,7

0,004*

Gasfluss ECMO (l/min)

5,7 ± 2,5

5,0 ± 2,8

0,001*

O2 Transferrate (ml/min)

137,3 ± 84,9

122,9 ± 41,3

0,097

CO2 Transferrate (ml/min)

158,7 ± 60,7

149,8 ± 59,9

0,095

Das Überleben der Patienten mit und ohne Tracheotomie (64,7% vs. 56,9%; p = 0,094) war gleich.

Zusammenfassung: Eine TT an V-V ECMO führte zu einer Reduktion der Sedierung, gezeigt durch die Reduktion des RASS-Levels und der sedierenden Medikamente (Propofol, Sufentanyl, Midazolam). Der mittlere Atemwegsdruck, der PEEP, der ECMO-Blut- und Gasfluss konnten reduziert werden, währenddessen sich das Atemminutenvolumen steigerte. Dies ist am ehesten auf die Reduktion der Sedierung und vermehrte Spontanatmung zurückzuführen.