Pneumologie 2020; 74(S 01): 122
DOI: 10.1055/s-0039-3403339
Posterbegehung (PO23) – Sektion Klinische Pneumologie
Die spannende Welt der Pneumologie – Kasuistiken I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Regorafenib-induzierte Interstitielle Lungenerkrankung

Z Kovacs
Ruhrlandklinik
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 

Regorafenib ist ein oraler Tumordeaktivator, der multiple Proteinkinase blokiert.

Bei Patienten mit HCC wurde die klinische Sicherheit in einer Phase-III-Studie (RESORCE) untersucht. Besondere Warnhinweise bezüglich der Sicherheit wurden für abweichende Leberwerte, gehäufte Infektionen, Hämorrhagien, Darmperforation und -fistel, kardiale Ischämie und Infarkt gegeben.

Anamnese: Der 67-jährige Patient stellte sich mit hypoxisch-respiratorischer Insuffizienz vor.

Bei einem HCC auf dem Boden einer chronischen Hepatitis-B-Infektion wurde 09/2016 eine explorative Laparotomie durchgeführt. 11/2017 wurde bei Tumorrezidiv ohne Nachweis von extrahepatischer Filia eine SIRT-Evaluation beschlossen. Bei Progress wurde eine Therapie initial mit Sorafenib, dann 09/2018 mit Regorafenib beschlossen.

Untersuchungsbefund: Der Patient wurde 01/2019 an der RLK vorgestellt. Der aktuelle FVC betrug bei der Aufnahme 1.58 L, 42%, TLCO 25% vom Soll-Wert, eine schweren Diffusionsstörung und Restriktion. CT-morphologisch zeigten sich bipulmonal, peribronchial, sterifig, bis flächigen Konsolidierungen.

In der Bronchoalveolären Lavage zeigte sich eine massiv erhöhte Gesamtzellzahl. Die Lymphozytose mit leichter Neutrophilenvermehrung war mit einer medikamentinduzierten Alveolitis vereinbar.

Die Therapie mit Regorafenib wurde pausiert, eine systemische Prednison- haben wir eingeleitet.

Verlauf: Die Wiedervorstellung des Patienten erfolgte in 8 Wochen. Lungenfunktionell konnte eine erhebliche Besserung der Parameter dokumentiert werden. Der FVC betrug 2.94 l, die VC 3.1 L.

Konklusion: Es liegt eine medikamentinduzierte Alveolitis unter Regorafenib-Therapie vor. Pulmonale Toxizität ist bereits unter mind. 16 zugelassenen TKI-Inhibitoren bekannt. Das Auftreten variiert je nach Inhibitor, und Patienteigenschaft. Die Inzidenz ist zwischen 1.6 – 4.3%. Die Mortalität beträgt 20 – 50%. Die prognostischen Faktoren für das Auftreten scheinen das männliche Geschlecht, ex-Nikotin-Konsum und vorangegangene ILD zu sein. Obwohl der genaue Mechanismus nicht bekannt sei, es werden immunologische Faktoren vermutet. Pulmonale Nebenwirkung wurde von Regorafenib noch nicht gemeldet.