Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2015; 50(07/08): 452-455
DOI: 10.1055/s-0040-100208
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Dual Guidance“? – kombinierte Anwendung von Ultraschall und Nervenstimulator – Pro

„Dual Guidance“?– Parallel combination of ultrasound-guidance and nerve stimulation – Pro
Michael Neuburger
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Publication Date:
31 July 2015 (online)

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Zusammenfassung

Die kombinierte Anwendung von Ultraschall und Nervenstimulation kann bei peripherer Regionalanästhesie sinnvoll sein. Die Nervenstimulation kann z. B. bei schwierigen Schallbedingungen die Lage des Nervs absichern und verifizieren. Weiterhin kann das Wissen um die Bedeutung von kritischen, niedrigen Stromstärken dazu beitragen, die Nadelspitzenposition im Ultraschall bei jeder Blockade kritisch zu prüfen. Durch ein derartiges Vorgehen könnte die kombinierte Anwendung von Ultraschall und Nervenstimulation versehentliche intraneurale Injektionen noch seltener machen und somit den Sicherheitsstandard in der Regionalanästhesie erhöhen, ohne dass sich die Verfahren gegenseitig behindern.

Abstract

Combination of ultrasound and nerve stimulation technique could be useful under several conditions. Nerve stimulation canvarify the position of the nerve in case of bad preconditions during ultrasound. The knowledge of the importance of low and critical threshold currents could help to identify the needle tip. Thus the combination of ultrasound and nerve stimulation could lead to reduced unintentional intraneural injections and may result in a higher safety standard in peripheral regional anesthesia.

Kernaussagen

  • Ultraschall und periphere elektrische Nervenstimulation (PNS) sind 2 Standardtechniken zur Nervenblockade in der peripheren Regionalanästhesie. Beide Techniken haben jeweils Stärken und Schwächen.

  • Ein unkritisches Kombinieren der Verfahren führt zu Konfusion und hilft klinisch nicht.

  • Eine Kombination kann hilfreich sein bei schwierigen Ultraschallbedingungen oder zur funktionellen Verifikation von im Ultraschall sichtbaren Nerven.

  • Eine Reizantwort bei der Nervenstimulation unterhalb kritischer Grenzströme oder ein Impedanzsprung können Hinweise auf eine intraneurale Position der Nadel sein. Bei Muskelreaktion unterhalb des kritischen Grenzstroms sollte die Nadelspitze im Ultraschallbild kritisch überprüft und hinterfragt werden. Gleiches gilt für einen möglichen Impedanzsprung.

  • Eine Punktion, bei welcher der Nervenstimulator bereits initial auf eine niedrige Grenzstromstärke eingestellt wird, kann regelhaft ohne störende Muskelreaktionen ausschließlich ultraschallgesteuert ablaufen.

  • Die kritische Grenzstromstärke ist nicht wissenschaftlich untersucht. Nach aktueller Datenlage können Stromstärken von ca. 0,5–0,6 mA/0,1 ms empfohlen werden.

  • Eine derartige Kombination von Ultraschall und Nervenstimulation kann den Sicherheitsstandard in der peripheren Regionalanästhesie weiter erhöhen („Dual Safety“).

  • Weitere Hinweise für eine intraneurale Nadelposition wie Injektionsschmerz, Parästhesien oder auch ein hoher Injektionsdruck sollten zusätzlich beachtet werden.

Ergänzendes Material