Rofo 2020; 192(S 01): S134
DOI: 10.1055/s-0040-1703504
Case-Report
Notfalldiagnostik/Intensivmedizin

Traumatische Milzruptur und -einblutung auf dem Boden einer Hämangiomatosis

R Colla
1   Universitätsmedizin Göttingen, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Göttingen
› Institutsangaben
 

Einleitung Die Hämangiomatosis der Milz ist eine seltene, jedoch potentiell gefährliche Entität. Unserem Kenntnistand nach wird hierbei zum ersten Mal in der Literatur eine posttraumatische Ruptur und Einblutung der Milz bei Hämangiomatosis vorgestellt.

Anamese Ein 16-jähriger Junge erlitt ein Fahrradunfall, bei dem der Sattel gegen das linke Hemiabdomen schlug. Aufgrund von Bauchschmerzen erfolgte auf der Notaufnahme eine Bildgebung mittels einer Sonografie und einem KM-CT. Dieses wies eine Splenomegalie, zahlreiche Milzläsionen (die größte davon eingeblutet) sowie ein Hämoperitoneum ohne Hinweis auf eine aktive Hämorrhagie auf, insgesamt vereinbar mit einer Hämangiomatosis. Nebenbefundlich kamen diverse Wirbelhämangiome zur Darstellung. Laborchemisch: Thrombozytopenie (89 x 103/μl) sowie geringer Abfall der TPZ (73%) aber keine Anämie. Der Patient wurde initial konservativ behandelt und im Verlauf im pädiatrischen Tumorboard vorgestellt mit Frage nach elektiver Splenektomie (der Beschluss ist noch ausstehend).

Diskussion Die Hämangiomatosis der Milz ist eine seltene Entität, in der das Milzparenchym total oder subtotal durch Hämangiome ersetzt wird. Die Erkrankung kann asymptomatisch sein oder zu einer Koagulopathie bzw. Portalhypertension führen. Mögliche Komplikationen sind Thrombose, Infarzierung und spontane Einblutung. In Anbetracht des hohen Rupturrisikos wird in der Regel eine Splenectomie durchgeführt, wobei eine traumatische Ruptur in der Literatur bisher nicht beschrieben wurde. Im dargestellten Fall führte die vorliegende, bisher unbekannte Hämangiomatosis zusammen mit einem leichten Trauma zu einer Ruptur und Einblutung mit potentiell gravierenden Komplikationen.

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. April 2020 (online)

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Quellen

  • Louis TH. et al. (2011). Splenic Hemangiomatosis, Baylor University Medical Center Proceedings, 24 (04) , 356-358
  • 2 Rose S. et al. (1986). Radiographic appearance of diffuse splenic hemangiomatosis. Gastrointest Radiol. 11. 342-345