CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S8
DOI: 10.1055/s-0040-1710461
Poster
Aerodigestivtrakt

Evaluation des Schmeckens nach Tonsillektomie – eine Langzeit Kohortenstudie

K Stelter
1   HNO Klinik Bad Aibling, Bad Aibling
,
A Zwickl
2   HNO Praxis, Rosenheim
,
U Kisser
3   Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Halle/S.
,
C Munker
4   Klinik und Poliklinik für HNO der LMU, München
› Author Affiliations
 

Es wurden Veränderungen des Schmeckvermögens mindestens ein Jahr nach Tonsillektomie näher untersucht. Durch den Einsatz der „Taste Strips“ wurde anhand einer retrospektiven Studie die Schmeckleistungen Jahre nach Tonsillektomie ermittelt. Im statistischen Vergleich wurden die Daten hinsichtlich eines Zusammenhangs zwischen vermindertem Schmeckvermögen und Tonsillektomie bei insgesamt 240 Patienten untersucht. Zusätzlich sollte auf mögliche Einschränkungen der Gaumensegelheberfunktion durch den Eingriff eingegangen werden.

Es nahmen insgesamt 229 auswertbare Patienten (n = 114 pro Studiengruppe) an der Studie teil. Die Studiengruppen waren hinsichtlich Alter, Geschlecht und Risikofaktoren (Rauchen, Antidepressivaeinnahme) vergleichbar (matched pairs design). Es zeigte sich, dass durch die Tonsillektomie einseitige permanente Schmeckstörungen sowie Gaumensegelheberassymmetrien noch Jahre nach dem erfolgten Eingriff vorhanden sind ohne subjektiv wahrgenommene Einschränkungen der Patienten. Das OddsRatio war unter den Tonsillektomierten um den 3,90-fachen Faktor erhöht. Die Gesamtprävalenz einer Geschmacksminderung betrug in der Gruppe der Tonsillektomierten 26,32 %, während in der Gruppe der Nicht-Tonsillektomierten nur 8,70 %. Bei der operativen Technik der Tonsillektomie sollte auf eine kapselnahe Präparation oder sogar intrakapsuläre Dissektion und die Vermeidung breit fassender Umstechungen geachtet werden. Da sowohl die Gaumensegelassymmetrie, als auch die einseitige Schmeckstörung vom Patienten bisher nicht bemerkt wurden, sollte über diese klinisch stumme Komplikation nicht explizit aufgeklärt werden. Im Gegenteil muss beim Ansprechen eines bisher klinisch nicht bedeutsamen Symptoms darauf geachtet werden, keinen Nocebo Effekt auszulösen.



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Article published online:
10 June 2020

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