Weitreichende Komplikation nach elektiver Tonsillektomie

Einleitung Die Tonsillektomie zählt zu einem der am häufigsten durchgeführten Eingriffe der Kopf-Hals-Chirurgie und gehört zu den Routineeingriffen eines HNO-Arztes. Nicht unerhebliche Komplikationen wie beispielsweise Nachblutungen können auftreten.

Kasuistik Ein 22-jähriger Mann mit anamnestisch seit Jahren bestehender akut rezidivierender Tonsillitis beidseits stellte sich zur Tonsillektomie vor. Die Operation verlief komplikationslos. Intraoperativ zeigte sich nebenbefundlich ein linksseitiger intratonsillärer Abszess. Am ersten postoperativen Tag klagte der Patient über starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, welche sich unter Analgesie nur mäßig besserten. Am zweiten postoperativen Tag wachte der Patient mit einer ausgeprägten druckdolenten Schwellung submandibulär links sowie einer Aphagie auf. Es bestand der Verdacht auf eine Sialadenitis der Glandula submandibularis. Laborchemisch zeigte sich eine Leukozytose sowie ein deutlicher CRP-Wert-Anstieg.

Ergebnis Das notfallmäßig durchgeführte Hals-MRT ergab den Nachweis einer Abszessformation ausgehend von der linken Tonsillenloge bis in das Spatium submandibulare reichend. Es erfolgte eine operative Revision mit Abszessdrainage parapharyngeal sowie zervikal. Intraoperativ zeigte sich ein großer Abszessverhalt submandibulär mit Verbindung nach enoral. Bei bestehender Pharyngotomie erfolgte anschließend eine parenterale Ernährung sowie eine intravenöse Antibiose.

Schlussfolgerung Mit dem vorliegenden Fallbeispiel soll neben dem Auftreten von Nachblutungen auf andere schwere Komplikationen nach Tonsillektomie hingewiesen werden. Gemäß der aktuellen S2k-Leitlinie (Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis; AWMF) sollte die Indikationsstellung zur Tonsillektomie streng gefasst werden.

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Article published online:
10 June 2020