Einfluss automatischer Szenenklassifikation auf das Sprachverstehen von Cochlea-Implantat-Nutzern in komplexen Störgeräuschsituationen

Das Sprachverstehen in alltäglichen Situationen mit mehreren Störgeräuschquellen stellt eine besondere Schwierigkeit für Nutzer von Cochlea-Implantaten (CIs) dar. Das Ziel dieser Studie war die Untersuchung des Sprachverstehens von CI-Nutzern in dynamisch wechselnden Hörumgebungen mit komplexen Störgeräuschen und Nachhall. Zusätzlich wurde der Einfluss einer automatischen Szenenklassifikation (SCAN) auf das Sprachverstehen im Störgeräusch untersucht. Jeweils 16 uni- und bilateral versorgte CI-Nutzer (Cochlear Nucleus 6 Prozessoren) sowie 15 Normalhörende (NH) nahmen an der Studie teil. Die Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS) im Störgeräusch wurde im Freifeld und im Nachhall bestimmt. Zur Prüfung des Klassifikators wurden die Testbedingungen in eine verschachtelte Variante des Oldenburger Satztests integriert. Die mittlere SVS über alle getesteten Konditionen betrug in der NH-Gruppe -10,7 dB SNR. In der unilateralen CI-Gruppe wurde ein Wert von 2,9 dB SNR (ohne Klassifikator) bzw. 1 dB SNR (mit Klassifikator) ermittelt. Bei der bilateralen CI-Gruppe zeigte sich eine SVS von 0 dB SNR und ‑1,5 dB SNR (jeweils ohne/mit Klassifikator). Beide CI-Gruppen zeigten die stärkste Verbesserung der SVS durch Einsatz des Klassifikators (Gewinn Unilateral: 4,2 dB; Bilateral: 4,1 dB) unter Freifeldbedingungen bei einer einzelnen Störquelle im hinteren Halbraum. Der Einsatz einer automatischen Situationserkennung kann das Sprachverstehen von CI-Nutzern in vielen Hörsituationen deutlich verbessern. Die Wirkung ist abhängig von Anzahl und Art der Störquellen sowie der Raumakustik.

Poster-PDF A-1573.PDF

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Article published online:
10 June 2020