Mittelohrentzündung durch Actinomyces – ein Fallbericht

Aktinomyces sind Bakterien, die zur normalen Hautflora gehören. In seltenen Fällen können sie jedoch Entzündungen hervorrufen. Eine Seltenheit ist die durch Aktinomyces ausgelöste Mittelohrentzündung. Weltweit ist bisher von nur etwa 50 Fällen berichtet worden.

Eine 50-jährige Frau stellt mit seit gut 5 Jahren bestehender rechtsseitigen Otalgien, rezidivierenden Otitiden und einer Hörminderung vor. Bei klinischem Verdacht auf eine chronische Otitis Media und Cholesteatom-Verdacht im diffusionsgewichtetem MRT, erfolgte die Indikation zur Tympanoplastik. Intraoperativ war die Paukenschleimhaut hyperplastisch polypös. Im Attik-Bereich befand sich eine weißlich-gelblich glatte Struktur, die keinem Cholesteatom entsprach. Die Histologie ergab einen Verdacht auf nicht invasive Aktinomyceten. Bei komplett saniertem Befund wurde auf eine langfristige Antibiose verzichtet. Nach initialer Besserung kam es nach Monaten zu einer erneuten Schallleitungsstörung mit drückendem Schmerz. Bei intaktem, verdicktem aber reizlosem Trommelfell wurde eine 2nd-look-Operation geplant, in der sich die Paukenschleimhaut massiv entzündet zeigte mit eitrigem bis bröckeligem Sekret. Der histologische Befund ergab einen Actinomyces-Nachweis, mikrobiologisch zeigte sich nur ein Staph. auricularis. Nach Rücksprache mit der Mikrobiologie erfolgte die Gabe von Amoxicillin/Clavulansäure über einen Monat. In den Nachkontrollen zeigte sich bisher (4 Monate) ein reizloses Mittelohr.

Da Actinomyceten zur Hautflora gehören, werden sie in einem Abstrich oft nicht als pathogen gewertet. Sie bleiben aber bei unklarem Befund eine seltene Differentialdiagnose und können auch histologisch nachgewiesen werden. Eine Actinomyces-Infektion im Ohr sollte chirurgisch saniert und prolongiert antibiotisch behandelt werden.

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Article published online:
10 June 2020