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DOI: 10.1055/s-0040-1711926
Der Einfluss der Zweisprachigkeit auf das phonologische Kurzzeitgedächtnis: Vorteil der bilingualen Kinder in Nachsprechaufgaben
Hintergrund Internationale Studien zum phonologischen Kurzzeitgedächtnis (PKG) demonstrierten ein uneinheitliches Bild zum Zusammenhang zwischen der Zweisprachigkeit und Leistungen in Nachsprechaufgaben. Obwohl in den meisten Studien monolinguale Kinder (MK) signifikant bessere Leistungen im Nachsprechen der Kunstwörter zeigten als bilinguale (BK), lassen sich auch Gegenbeispiele finden. In der aktuellen Studie wurde der Frage nachgegangen, ob BK unter der Bedingung der vergleichbaren Deutschkenntnisse dank einem besser entwickelten PKG höhere Leistungen im Nachsprechen der Kunstwörter erbringen können als MK.
Material und Methoden Sowohl deutsche MK (n = 512) als auch BK (n = 703), beide im Alter von 4 Jahren (Median 54 Monate), wurden mit dem Kurztest „Kindersprachscreening“ (KiSS.2) und einer Liste von „quasi-universellen“ Kunstwörtern (QUKW) untersucht, die die Phonotaktik von vielen Sprachen, einschl. Deutsch, berücksichtigen. Gesamtscores der Nachsprechaufgaben wurden mit einem Mann-Whitney U-Test verglichen, zuerst für alle Kinder (MK vs. BK) und danach nur für sprachlich unauffällige.
Ergebnisse Während in KiSS-Kunstwörtern MK signifikant mehr richtige Antworten lieferten als BK (Z = -2,77**), war es in QUKW umgekehrt (Z = -2,11*). Nach dem Ausschluss der sprachlich auffälligen Kinder waren Ergebnisse der BK in beiden Nachsprechaufgaben besser als bei MK (Z = -2,07* bzw. Z = -4,86***).
Diskussion MK konnten bessere Ergebnisse beim Nachsprechen der Kunstwörter nur unter der Bedingung des ungleichen Sprachstands liefern. Sowohl bei der Verwendung der „kultur-fairen“ Kunstwörter als auch nach dem Ausschluss der sprachlich schwachen Kinder erreichten BK höhere Werte in Nachsprechaufgaben, vermutlich infolge des durch Bilingualismus besser entwickelten PKG.
Poster-PDF A-1934.PDF
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
10. Juni 2020
© 2020. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).
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