CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S381
DOI: 10.1055/s-0040-1711993
Poster
Speicheldrüsen/Schilddrüsen

Die Chondrokalzinose des Kiefergelenks – eine seltene Differentialdiagnose bei Raumforderungen der Parotisregion

S Krolle
1   Universitätsklinik Heidelberg, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Heidelberg
,
P Federspil
1   Universitätsklinik Heidelberg, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Heidelberg
,
K Zweckberger
2   Universitätsklinik Heidelberg, Neurochirurgie, Heidelberg
,
C Freudlsperger
3   Universitätsklinik Heidelberg, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Heidelberg
,
P Plinkert
1   Universitätsklinik Heidelberg, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Heidelberg
› Author Affiliations
 

Die Differentialdiagnose der Raumforderungen der Parotisregion umfasst nicht nur Neubildungen der Glandula parotidea, sondern auch Pathologien des Kiefergelenks. Eine Chondrokalzinose dieses Gelenks ist selten und entsteht durch eine Ablagerung von Calciumphosphaten in der Synovia. Als wichtigster Risikofaktor gilt das Alter, sowie zusätzliche metabolische Komponenten.

Die Vorstellung der 78-jährigen Patientin erfolgte mit einer langsam progredienten Raumforderung der Parotisregion, rezidivierenden Abszessen der linken Wange und chronischer Otitis externa bei starker Einengung des Gehörgangs. Tonaudiometrisch konnte eine Schallleitungsschwerhörigkeit bis 60 dB nachgewiesen werden. Computertomographisch zeigte sich eine kalzifizierte Raumforderung der Parotisregion bis in die Fossa infratemporalis und Mastikatorloge reichend mit zunehmender Arrosion des Mandibulaköpfchens, des Foramen ovale, des Foramen spinosum und des Carotiskanals. Nach Probeentnahme mit Sicherung der Verdachtsdiagnose Chondrokalzinose erfolgte die operative Sanierung im Sinne einer Enukleation über eine Teilparotidektomie unter Erhalt des N. facialis mit temporaler Kraniektomie und Resektion des Kiefergelenks. Der dekomprimierte Gehörgang wurde rekonstruiert und die Resektionshöhle mit Bauchfett aufgefüllt. Postoperativ zeigte sich die Facialisfunktion intakt. Die Mundöffnung konnte deutlich verbessert werden, so dass eine Nahrungsaufnahme und insbesondere Kauen von fester Nahrung möglich war. Therapie der Wahl ist die Operation mit Entfernung der Kristalle. Kolchizin, sowie Steroide und NSAR können symptomatisch gegeben werden. Obwohl keine kausale Therapie besteht, ist die Prognose gut. Rezidive im Kiefergelenk sind bisher nicht beschrieben worden.



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Article published online:
10 June 2020

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