Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1714023
Allgemeine und operative Gynäkologie

Ergebnisse einer Umfrage unter Senologen zum Thema ‚Sport nach Brustaufbau‘

Authors

  • S-C Götz

    Frauenklinik mit zertifiziertem Brustzentrum, Helios Amperklinikum, Dachau
  • R Herbel

    Frauenklinik mit zertifiziertem Brustzentrum, Helios Amperklinikum, Dachau
  • J Beslic

    Frauenklinik mit zertifiziertem Brustzentrum, Helios Amperklinikum, Dachau
  • D Vasilic

    Frauenklinik mit zertifiziertem Brustzentrum, Helios Amperklinikum, Dachau
  • F Ebner

    Frauenklinik mit zertifiziertem Brustzentrum, Helios Amperklinikum, Dachau
 

Einleitung und Zielsetzung: Die aktuelle Entwicklung der Deeskalation bzw. Individualisierung in der Behandlung des Mammakarzinoms hat zur Folge, dass Patientinnen sich schneller erholen und im Idealfall nach der abgeschlossenen Therapie ohne Einschränkungen in das ‚normale‘ Leben zurückkehren. Im klinischen Alltag basiert ein Teil der postoperativen Empfehlungen oft auf Expertenkonsens und Erfahrungswerten. Prospektiv evaluierte Evidenz in randomisierten Studien ist bis dato nur in kleinen Fallserien publiziert. Um hier ein entsprechendes Meinungsbild im Einzugsgebiet des Tumorzentrums München zu erhalten wurde eine Umfrage unter den Mitgliedern der Manualgruppe versandt.

Material und Methoden: Im Januar 2020 wurde unter den Mitgliedern des Tumormanuals Brust eine schriftliche Befragung versandt. Die 11 Fragen mit 4 – 6 vorgegebenen Antwortmöglichkeiten (QR Code zur Befragung in [Abb.1]) bezogen sich auf die Einteilung von Sentinellymphknoten, targeted Axilla und axillärer Dissektion anhand der Anzahl der entfernten Lymphknoten, die postoperativen Empfehlungen (Physiotherapie, Gartenarbeit, Blutabnahmen etc.; [Abb.2] Beispielhaft Frage 1 – 3). Sowie auf die unterschiedlichen Rekonstruktionsarten und den Empfehlungen zur körperlichen Betätigung.

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Abb. 1 QR Code zur 2-seitigen online Befragung.
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Abb. 2 Screenshot der Fragen 1 – 3 .

Ergebnisse: 10 Fragebögen wurden ausgefüllt zurückgesandt. 4/7 Befragten wählten die Definition für die weitere Befragung nach der Anzahl der Lymphknoten ([Abb.2], Frage 1 Antwort c):

  • 1 – 2 LK (SNB) vs. 3 – 7 LK (SNB+ [erweiterter SNB/targeted LNE/…]) vs. 8 und mehr LK (ALNE)

  • 8/10 raten immer zu einer postoperativen Physiotherapie, während 2/10 ein individualisiertes Vorgehen angaben.

  • 8/10 raten bei ALNE zu Vorsichtsmaßnahmen (i. S. Blutabnahmen, RR-Messung, …), die Dauer wurde 5/10 für ‚immer‘ als notwendig angesehen.

Eine Belastung über 5 kg wurde von 9/10 Kollegen ab 6 Wochen postoperativ befürwortet (1/10 mit der Entlassung, 2/10 ab 2.3 Wochen nach Entlassung, 6/10 nach 6 Wochen).

Bei den Empfehlungen für SNB bzw. SNB+ waren die Antworten ausgeglichen. Zusammengefasst waren 8/10 für keine Vorsichtsmaßnahmen bei SNB, und bei SNB+ sprachen sich 2/10 für eine Behandlung analog der Empfehlungen für ALNE, 5/10 für eine zeitlich reduzierte Empfehlung aus.

Die Antworten zur körperlichen Aktivität wurden nach Op Art aufgegliedert. Keine Einschränkungen im Sport waren für brusterhaltend operierte Patientinnen nach 6 Wochen (1/9 nach 3 – 4 Wochen), bei mastektomierten Frauen nach 3 Monaten (7/9 nach 6 Wochen), bei den Lappentechniken wurde Sport nach 6 Monaten von allen erlaubt (gestielte Lappen 4/9 nach 6 Wochen, freie Lappen 7/9 nach 3 Monaten).

7/10 rieten von keiner Sportart ab. Skifahren, Tauchen und Extremsportarten (Fallschirmspingen, Surfen, Boxen, …) wurde als abzulehnende Sportarten angegeben.

Schlussfolgerung: Obwohl in den nationalen und internationalen Empfehlungen zur Behandlung und Nachsorge nach Brustkrebserkrankungen eine klare Empfehlung zur körperlichen Betätigung von ehemaligen Patientinnen ausgesprochen wird, sind die konkreten Empfehlungen sehr variabel und nur auf sehr niedrigem Evidenzniveau vorhanden.



Publication History

Article published online:
14 July 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York