Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2020; 14(03): 167
DOI: 10.1055/s-0040-1714485
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Poster

Diagnostische und therapeutische Odyssee von zwei Patienten mit compound heterozygotem Leptinrezeptor-Defekt

S Zorn
Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie,, Ulm, Deutschland
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J von Schnurbein
Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie,, Ulm, Deutschland
,
K Kohlsdorf
Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie,, Ulm, Deutschland
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C Denzer
Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie,, Ulm, Deutschland
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M Wabitsch
Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie,, Ulm, Deutschland
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Einleitung Seltene Genvarianten im Leptin-Melanocortin-Signalweg können die Hunger- und Sättigungsregulation stören und eine extreme Adipositas im frühen Kindesalter verursachen.

Methoden In diesem Fallbericht wurde anhand von Patientenakten der diagnostische und therapeutische Verlauf von zwei extrem adipösen Patienten mit Leptinrezeptor-Defekt retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse Ein Mädchen und ein Junge von nicht verwandten, deutschen Eltern wiesen infolge einer exzessiven Gewichtszunahme bereits im 2. Lebensjahr einen Body-Mass-Index (BMI) von 37,3 kg/m2 bzw. 33,0 kg/m2 auf. Sie zeigten eine ausgeprägte Hyperphagie und ein permanentes nahrungssuchendes Verhalten. Eine ausführliche diagnostische Abklärung konnte keine ursächliche Diagnose zeigen. Zahlreiche ambulante und stationäre Therapieversuche zur Gewichtskontrolle waren erfolglos. Vor einer Adipositas-chirurgischen Maßnahme erreichte das 18-jährige Mädchen einen BMI von 68,6 kg/m2, der 14-jährige Junge von 55,2 kg/m2. Diese brachte ebenfalls keinen befriedigenden Erfolg.

Erst nach der Operation wurde das Leptinrezeptorgen untersucht und bei beiden Patienten compound heterozygote Veränderungen (c.2598–3_2607delTAGAATGAAAAAG und c.2227 T > C; c.1874 G > A und c.2051A > C) als Ursache für die extreme Adipositas gefunden. Inzwischen konnten beide Patienten erfolgreich in die Therapie-Studie RM-493-022 mit dem Melanocortin-Rezeptor-Agonisten Setmelanotide aufgenommen werden.

Schlussfolgerung Eine frühe genetische Diagnostik bei frühkindlicher, extremer Adipositas ist notwendig um frustrane Therapieversuche zu vermeiden. Insbesondere vor Adipositas-chirurgischen Maßnahmen sollten genetische Untersuchungen erwogen werden. Zukünftig sind pharmakologische Therapiemöglichkeiten bei einigen Formen der genetischen Adipositas verfügbar.



Publication History

Article published online:
04 September 2020

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