Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e50-e51
DOI: 10.1055/s-0040-1715212
Projekte/Best Practice
Ambulante Patientenversorgung

Kunsttherapie als non-verbale Kommunikation bei ALS-Patientin mit Locked-in-Syndrom (LIS) - ein Fallbericht [177]

Authors

  • C Neubüser

    1   to Huus - SAPV-Team im südlichen Landkreis Rostock, Bützow
  • CP Köster

    1   to Huus - SAPV-Team im südlichen Landkreis Rostock, Bützow
 

Idee/Ziel Kunsttherapie als non-verbale Kommunikation bei ALS-Patientin mit Locked-in-Syndrom (LIS)

Intervention Bilder sagen mehr als tausend Worte, drücken Unaussprechliches aus. Bei einer ALS-Patientin mit LIS beginnt der Kunsttherapeut zur Erweiterung der Kommunikation unter Anleitung der gelähmten Pat. ihre „inneren Bilder“ zu malen. Deren (Be-)Deutung ist für die Pat. wichtig, der Therapeut muss sie nicht ganz verstehen. Es wird angeregt, dass die Pat. sich einen spirituellen Begleiter in Form eines Tieres, der auf dem inneren Weg helfen könne, vorstellt.

Erfahrungen/Ergebnisse Bild 1 zeigt vor einem Buchenwald einen blauen Hirsch, der über einen reißenden Strom zur Blumenwiese will, und einen grauen Stein als Ausdruck unbestimmter Furcht. Bildbetrachtungen, auch innerfamiliär, vermitteln wesentliche Botschaften, erweiterten Kommunikationsräume, das Bild dient als Bezugspunkt, Deutungen verändern sich im Prozess. Beim nächsten Treffen „untersucht der Hirsch den Stein“ – die Pat. verspürt erst Zukunftsangst, dann Dankbarkeit darüber, selbst entscheiden zu können, schließlich Angst, dies irgendwann nicht mehr zu können. Am Ende der Sitzung hat sie die Kraft gefunden, nun eine Patientenverfügung zu erstellen. Malen als Selbstwirksamkeits-Erleben.

Diskussion der Übertragbarkeit (Chancen und Risiken) Kunsttherapie als etablierte Methode kann mit geringem materiellen Aufwand bei LIS angewandt werden. Mögliche Beeinflussung des Pat. und seiner Bilder durch die Persönlichkeit des Kunsttherapeuten müssen beachtet werden. Die große Chance scheint, Patienten mit Locked-in-Syndrom eine non-verbale Kommunikationsmöglichkeit mit vielschichtigen Anteilen zu eröffnen, um Patienten, Team, An- und Zugehörigen ein besseres Verständnis der inneren Welten des Mitmenschen zu ermöglichen.

Take Home Message für die Kongressbesucher Kunsttherapie kann effektiv neue Erlebniswelten und Kommunikationsräume auch für Patienten mit Locked-in-Syndrom eröffnen und vermitteln.

Offenlegungserklärung Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte bestehen.



Publication History

Article published online:
31 August 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York