Z Gastroenterol 2020; 58(08): e111
DOI: 10.1055/s-0040-1716037
BEST Abstracts: Präsentationen
BEST Abstracts: Hepatologie - klinisch I Mittwoch, 16. September 2020, 14:30 - 15:50

Primär sklerosierende Cholangitis (PSC) mit geringgradig erhöhtem Serum-IgG4 - bizentrische Charakterisierung und Langzeitverlaufsanalyse

T Zhou
1   Universitätsklinik Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
,
H Lenzen
2   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
L Dold
1   Universitätsklinik Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
,
MP Manns
2   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
CP Strassburg
1   Universitätsklinik Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
,
TJ Weismüller
1   Universitätsklinik Bonn, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Bonn, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Die Immunglobulin (Ig)-G4-assoziierte Cholangitis (IAC) geht mit deutlich erhöhtem IgG4-Serumspiegel einher und spricht gut auf eine Kortikosteroidtherapie an. Ein Teil der Patienten mit Primär sklerosierender Cholangitis (PSC) hat leicht erhöhte IgG4-Serumspiegel ohne Kriterien einer IAC zu erfüllen.

Ziele Retrospektive Analyse und Charakterisierung einer Subgruppe von PSC-Patienten mit erhöhtem Serum-IgG4 aus zwei Zentren hinsichtlich klinischem Phänotyp und Erkrankungsverlauf.

Methodik Es wurden 254 PSC-Patienten mit mindestens einer IgG4-Messung im frühen Krankheitsverlauf eingeschlossen. Patienten mit normwertigem IgG4 (PSC-N) wurden gegenüber denen mit erhöhtem Serum-IgG4 (PSC-IgG4) hinsichtlich klinischer Parameter, Histologie, Malignominzidenz und transplantationsfreiem Überleben verglichen.

Ergebnis Erhöhte IgG4-Serumkonzentrationen von durchschnittlich 132,9 % gegenüber dem oberen Grenzwert der Norm lagen bei 15,4 % der PSC-Gesamtkohorte vor. PSC-IgG4-Patienten zeigten in der Gallengangshistologie in 28,6 % ebenfalls eine Vermehrung IgG4-positiver Plasmazellen, während sich bei PSC-N-Patienten nur in 16,4 % IgG4-positive Plasmazellinfiltrate zeigten (p =0,362). Die IgG4-Serumlevel unterschieden sich nicht hinsichtlich Geschlecht, begleitender chronisch entzündlicher Darmerkrankung oder des Vorliegens eines smallduct-Phänotyps. Patienten mit einem AIH-Phänotyp wiesen signifikant seltener pathologische IgG4-Werte auf (p =0.014). Patienten mit AIH erhielten signifikant häufiger Budesonid (p < 0.01). Erhöhte IgG4-Level waren nicht mit der Häufigkeit hepatobiliärer oder kolorektaler Tumore assoziiert. Patienten mit erhöhtem IgG4-Level wiesen ein hochsignifikant schlechteres transplantationsfreies Überleben nach Erstdiagnose PSC auf (kum. 5- und 10-Jahres-Überleben 95 % vs 82 % und 88 % vs. 73 %, p =0.006). In der multivariaten Cox-Regressionsanalyse mit den Faktoren AIH-Phänotyp und Budesonid erwies sich IgG4 als unabhängiger Risikofaktor. Eine Vermehrung von IgG4-Plasmazellen in den Gallengangbiopsien war hingegen nicht mit schlechterem Überleben assoziiert.

Schlussfolgerung PSC-Patienten mit pathologischen IgG4-Werten stellen eine eigene Subgruppe dar, mit unterschiedlicher klinischer Präsentation, Verlauf sowie Prognose.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. September 2020

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