Z Gastroenterol 2020; 58(08): e112-e113
DOI: 10.1055/s-0040-1716040
BEST Abstracts: Präsentationen
BEST Abstracts: Hepatologie - klinisch II Mittwoch, 16. September 2020, 16:00 - 17:10

Lohnt sich die Asservierung von Gallekultur bei der endoskopischen retrograden Cholangio-pankreatographie (ERCP)? Mikrobiologische Analyse der entnommenen Gallekulturen und ihre klinischen Implikationen

P Stathopoulos
1   Universitätsklinik Marburg, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Marburg, Deutschland
,
P Lerner
2   Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
,
P Astheimer
2   Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Medizin, Marburg, Deutschland
,
LP Breitling
1   Universitätsklinik Marburg, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Marburg, Deutschland
,
M Lohoff
3   Universitätsklinik Marburg, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhausgygiene, Marburg, Deutschland
,
TM Gress
1   Universitätsklinik Marburg, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Marburg, Deutschland
,
UW Denzer
1   Universitätsklinik Marburg, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Marburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Cholangitis als Folge einer malignen Stenose oder einer Choledocholithiasis stellt eine häufige Indikation zur ERCP dar. Die Asservierung von Galle bei der ERCP ist theoretisch essenziell für die Identifikation der ursächlichen Pathogenen und die Steuerung der klinischen Entscheidung, in Anbetracht der größtenteils bei Cholangitis negativ ausfallenden Blutkulturen.

Ziele und Methodik Unizentrische, retrospektive Analyse aller in der ERCP bei Cholangitis entnommenen Gallekulturen und Blutkulturen sowie ihres Einflusses auf den Wechsel der empirischen Antibiotikatherapie und den klinischen Verlauf.

Ergebnis Von 01/2017 - 12/2019 wurden 1538 ERCP mit einer biliären Indikation (791 Frauen, mittleres Alter 68,1) in unserer interdisziplinären Endoskopie durchgeführt (708 Choledocholithiasis, 356 maligne und 127 benigne Stenosen, 38 Galleleckagen, 308 andere Indikationen). Galle wurde bei 412 Patienten mit Cholangitis (26,8 %) asserviert, diese war in 357 Fällen (86,7 %) positiv. Bei 30,5 % der Gallekulturen wurde ein Erreger isoliert, wohingegen die anderen Gallekulturen ein polymikrobielles Wachstum (2-6 Erreger) ergaben. Von den 819 in Gallekultur isolierten Keimen, traten am häufigsten Enterokokken (62,7 %), Candida (33,9 %), E. coli (31,1 %), Klebsiellen (18,2 %), Streptokokken (16 %), Staphylokokken (14 %), und E. cloacae (9,8 %) auf. 160 Bakterien (19,5 %) zeigten eine auffällige Resistenzlage, darunter 39 Vancomycin-resistente Enterokokken, 1 MRSA, 45 Enterokokken sensibel nur auf Glykopeptide, 22 Gram negative Erreger resistent auf Penicilline/Cephalosporine, 19 3-MRGN und 1 4-MRGN. Anhand der Gallekultur wurde die empirische Antibiotikatherapie in 92 Fällen (22,3 %) umgestellt, davon 71 Patienten (77,2 %) mit einer klinischen Ansprache. Blutkulturen wurden bei 198 von 412 Patienten (48,1 %) entnommen, diese waren in 69 Fällen (34,8 %) positiv mit häufigsten Erregern E. coli (42 %), Enterokokken (17,4 %), und E. cloacae (8,7 %).

Schlussfolgerung Bei fast einem Viertel der Patienten mit Cholangitis musste die empirische Antibiotikatherapie anhand der in Gallekultur isolierten Erreger umgestellt werden. Unsere Studie zeigte, dass die asservierte Gallekultur eine effektivere Maßnahme bei der Steuerung der Antibiotikatherapie ist, als die entnommene Blutkultur.



Publication History

Article published online:
08 September 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York