Z Gastroenterol 2020; 58(08): e159
DOI: 10.1055/s-0040-1716160
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Assoziation zwischen Diabetes mellitus und hepatischer Enzephalopathie bei Patienten mit Leberzirrhose

C Labenz
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
M Nagel
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Kremer WM
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
M Hilscher
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Schilling CA
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Schattenberg JM
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Galle PR
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
,
Wörns MA
Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik, Mainz, Deutschland
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Einleitung Diabetes mellitus (DM) kann zu erhöhten Ammoniakwerten und vermehrter systemischer Inflammation führen und damit bei Patienten mit Leberzirrhose zur hepatischen Enzephalopathie beitragen. Eine mögliche Assoziation zwischen DM, glykämischer Kontrolle und dem Vorliegen einer covert HE (CHE) bzw. der Entwicklung einer overt HE (OHE) wurde bei Patienten mit Leberzirrhose bisher nicht prospektiv untersucht.

Methodik Zwischen 03/2017 und 12/2019 wurden Patienten mit Leberzirrhose im Rahmen einer prospektiven Studie erfasst. Bei Studieneinschluss wurde das Vorliegen einer CHE mittels PSE-Test untersucht und die Entwicklung einer OHE über einen medianen Verlauf von 17 Monate beobachtet. Zur Analyse wurden verschiedene logistische, Cox und propensity-score-weighted Regressionsmodelle durchgeführt (Adjustierung für MELD, Child-Pugh Stadium, Albumin, OHE Anamnese, Natrium und CHE (in den Modellen für OHE)).

Ergebnisse Von 228 von 240 erfassten Patienten lagen Follow-up Daten vor. Der mediane MELD lag bei 10 (IQR 8; 14); 80 (33,3%) litten an einer CHE. 65 (27,1%) Patienten litten an einem DM. 39 (16,3%) Patienten wiesen einen HbA1c ≥6.5% auf. Patienten mit DM wiesen zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses eine bessere Leberfunktion als Patienten ohne DM auf. In Regressionsanalysen zeigte sich nach Adjustierung für weitere Risikofaktoren das Vorliegen eines DM als unabhängiger Risikofaktor sowohl für die Prävalenz einer CHE (OR 2,203, 95% CI 1,126-4,312, p =0,021) als auch für die Entwicklung einer OHE (HR 3,362, 95% CI 1,407-8,034, p =0,006). Diese Assoziationen konnten in propensity-score-weighted Regressionsmodellen bestätigt werden (Prävalenz CHE: OR 2,152, p < 0,001; Entwicklung OHE: HR 1,976, p =0,002). In Subgruppen-Analysen zeigte sich, dass vor allem Patienten mit einem HbA1c ≥6.5% ein erhöhtes Risiko für das Vorliegen einer CHE oder die Entwicklung einer OHE hatten und es konnte ein dosisabhängiger Effekt zwischen HbA1c und OHE-Risiko nachgewiesen werden (HR 1,248, p =0,048).

Schlussfolgerung Das Vorliegen eines DM ist mit einem erhöhten Risiko für das Vorliegen einer CHE bzw. die Entwicklung einer OHE bei Patienten mit Leberzirrhose assoziiert. Die glykämische Kontrolle stellt ein mögliches Ziel zur Verringerung des HE-Risikos in diesem Kollektiv dar.



Publication History

Article published online:
08 September 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York