Z Gastroenterol 2020; 58(08): e172
DOI: 10.1055/s-0040-1716193
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Pathogenese und Substratifikation der Assoziation kolorektaler Neoplasien mit chronischer Lebererkrankung

AS Troschel
1   Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klink B für Gastroenterologie und Hepatologie, Münster, Deutschland
,
A Miks
2   Ärztezentrum Hamm Norden, Hamm, Deutschland
,
A Hüsing-Kabar
1   Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klink B für Gastroenterologie und Hepatologie, Münster, Deutschland
,
HS Heinzow
1   Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klink B für Gastroenterologie und Hepatologie, Münster, Deutschland
,
HH Schmidt
1   Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klink B für Gastroenterologie und Hepatologie, Münster, Deutschland
,
FM Troschel
3   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Strahlentherapie - Radioonkologie, Münster, Deutschland
,
I Kabar
1   Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klink B für Gastroenterologie und Hepatologie, Münster, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Patienten mit chronischen Hepatopathien sind eine Risikogruppe für das Auftreten von kolorektalen Neoplasien.

Ziele Ziel dieser Studie war es, eine Risikosubstratifikation dieser Gruppe vorzunehmen und mögliche Pathomechanismen zu evaluieren.

Methodik Neben einem lebergesunden Vergleichskollektiv aus dem regulären Koloskopie-Screening in einer internistischen Praxis schlossen wir alle Patienten mit chronischer Lebererkrankung ein, die zwischen 2011 und 2017 an der Uniklinik Münster zur Lebertransplantations-Evaluation eine Koloskopie erhielten - ein vorbeschriebenes, aber um mehrere Faktoren ergänztes Studienkollektiv.

Assoziationen zwischen möglichen kausalen Faktoren und Adenomen und Hochrisikosituationen wurde unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Body Mass Index und Zahl erhaltener Koloskopien uni- und multivariabel analysiert. Für die Risikosubstratifikation wurde die Ätiologie der Lebererkrankung untersucht, als mögliche kausale Faktoren portale Hypertension, Model for End-Stage Liver Diease (MELD)-Score sowie chronische Inflammation (anhand von verschiedenen Inflammationsmarkern).

Ergebnis Die Studie umfasste 407 chronisch lebererkrankte und 639 lebergesunde Patienten. Jede Art der MELD-Erhöhung durch Lebererkrankung ging mit einem erhöhten Risiko für kolorektale Läsionen einher, jedoch waren leicht lebererkrankte Patienten (MELD  <  15) hier signifikant stärker betroffen als schwerer lebererkrankte (MELD ≥15). Inflammationsmarker zeigten eine Verbindung zwischen chronischer Inflammation und kolorektalen Neoplasien. Portale Hypertension wies indes keinen Zusammenhang mit Koloskopie-Findings auf. Alkohol-toxische, metabolische, kryptogene und Fettlebererkrankungen, sowie Patienten mit Hepatozellulärem Karzinom zeigten vermehrt kolorektale Läsionen.

Schlussfolgerung Die Zusammenschau von MELD- und Inflammations-Ergebnissen legt nahe, dass die charakteristische chronisch-systemische Inflammation leicht Lebererkrankter, die mit zunehmender Lebererkrankung abnimmt, ein Schlüsselfaktor in der multikausalen Pathogenese der kolorektalen Läsionen sein könnte. Ferner konnten wir spezifische Hepatopathien als Risikoläsionen definieren.

Als Einblick in mögliche Pathomechanismen sollten diese Ergebnisse prospektiv weiter evaluiert werden.



Publication History

Article published online:
08 September 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York