Z Gastroenterol 2020; 58(08): e177
DOI: 10.1055/s-0040-1716206
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Wirkung von verschiedenen Therapieeinsätzen bei sekundärer HE-Prophylaxe bei Patienten mit einer Leberzirrhose, eine retrospektive Analyse

C Etzrodt
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie und Infektiologie, Leipzig, Deutschland
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A Herber
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie und Infektiologie, Leipzig, Deutschland
,
C Engelmann
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie und Infektiologie, Leipzig, Deutschland
2   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Hepatologie, Berlin, Deutschland
3   University College London, Royal Free Campus, Institute for Liver and Digestive Health, London, Vereinigtes Königreich
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N Aehling
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie und Infektiologie, Leipzig, Deutschland
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T Berg
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Onkologie, Gastroenterologie, Hepatologie, Pneumologie und Infektiologie, Leipzig, Deutschland
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Einleitung Die hepatische Enzephalopathie (HE) ist eine schwerwiegende Manifestation einer Leberzirrhose, mit ungünstiger Prognose. Daten über die Effektivität der HE-Sekundärprophylaxe bei ambulanten Patienten sind limitiert.

Ziel Die HE-Therapien in der klinischen Praxis zu beschreiben und zu vergleichen.

Methodik Die elektronischen Akten aller Patienten mit Leberzirrhose (n = 3200), behandelt im Universitätsklinikum Leipzig im Zeitraum 2013 bis 2018, wurden retrospektiv auf die Diagnose HE gescreent. Eingeschlossen wurden alle Patienten mit HE-Episode, und konstanter HE-Therapie über einen Zeitraum (FU) von 6-12 Monaten.

Ergebnisse Von den 607 Patienten mit HE erfüllten 195 die Einschlusskriterien. Das mittlere Alter betrug 56 ± 9 Jahre, 66% der Patienten waren männlich, die Genese der Zirrhose war zu 65% Alkohol-assoziiert. MELD, CLIF-AD und Child-Pugh Score lagen bei 15.5 bzw. 53 und 8. Insgesamt haben 185 (94%) eine HE-Prophylaxe erhalten, davon am häufigsten Lactulose-Mono (29%), gefolgt von L-Ornithin-L-Aspartat (LOLA) + Lactulose (20%) und LOLA-Mono (14%). Eine Kombination mit nicht-resorbierbarem Antibiotikum und Lactulose ± LOLA erhielten 27%, andere Kombinationen 5%. Zu FU 6 bzw. FU 12 wurden 21 (11%) bzw. 11 (6%) Patienten auf Grund einer erneuten HE aufgenommen. 22 (11%) Patienten erhielten eine Transplantation und 19 (10%) Patienten starben. Bei 43 (22%) Patienten konnte eine Verbesserung und bei 15 (8%) eine Verschlechterung des HE-Grades beobachtet werden. Verglichen mit Baseline zeigte sich zu Monat 6 und 12 eine geringe Verbesserung der drei Scores. Trotz stabiler Therapie über einen langen Zeitraum ließ sich kein signifikanter Unterschied unter den Regimen bezüglich klinischer Endpunkte (Zirrhose-assoziierte Scores, Krankenhausaufenthalte und Überleben) nachweisen.

Schlussfolgerung Die Studie bestätigt die insgesamt ungünstige Prognose von Patienten mit HE, selbst bei relativ niedrigem MELD Score und einer hohen sekundär-prophylaktischen Therapierate. Der fehlende Nachweis von Unterschieden in den klinischen Endpunkten in Abhängigkeit vom Prophylaxe Regime, obwohl deren Intensität stark variierte, spricht dafür, dass die individuelle Kontrolle der Symptomatik wahrscheinlich den relevante Prognose-bestimmende Faktor darstellt.



Publication History

Article published online:
08 September 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York