Z Gastroenterol 2020; 58(08): e190
DOI: 10.1055/s-0040-1716244
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Drug-Drug-Interactions (DDIs) unter HCV-Therapie: Analgetika bei Suchtpatienten und Patienten mit Opioid-Substitutionstherapie

F Tacke
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik m. S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
,
T Umland
2   Alexander Apotheke, Hamburg, Deutschland
,
A Hintz
2   Alexander Apotheke, Hamburg, Deutschland
,
A Mörner
3   Gilead Sciences GmbH, München, Deutschland
,
M Gündogdu
3   Gilead Sciences GmbH, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Bei Personen mit Suchterkrankung werden gehäuft organische und psychiatrische Komorbiditäten beobachtet. Detaillierte Daten zur Pharmakotherapie und deren DDIs fehlen für diese Patientengruppe.

Ziel Das Ziel war die Daten von Suchtpatienten, Patienten unter Opioid-Substitutionstherapie (OST) und Patienten unter Hepatitis C (HCV)-Therapie hinsichtlich ihrer Co-Medikation und entsprechenden DDIs zu untersuchen.

Methoden Hierzu wurden die Daten der Datenbank IMS LRx (IQVIA) in der ca. 80% der bundesweit eingelösten GKV-Rezepte erfasst sind, ausgewertet. Einschlusskriterium für OST-Patienten war eine Substitutionstherapie Okt 2018 - Sep 2019. Als Suchtpatienten wurden OST-Patienten im Jahr vor OST-Beginn eingestuft. Potenzielle DDIs mit den neuesten HCV-Regimen Sofosbuvir/Velpatasvir (Epclusa), Glecaprevir/Pibrentasvir (Maviret) und Elbasvir/Grazoprevir (Zepatier) wurden mit der Datenbank hep-druginteractions.org der Univ. of Liverpool ermittelt.

Resultate Daten von 9.296 Sucht-, 53.158 OST- und 3.335 HCV-Patienten wurden analysiert. Zu den 5 am häufigsten verordneten Arzneimittelgruppen zählten in allen 3 Gruppen Analgetika, Antidepressiva und Protonenpumpenhemmer. Von den angewendeten Analgetika zeigen 3 Medikamente ein Potenzial für DDIs mit allen 3 HCV-Arzneimitteln. Metamizol, das potenzielle DDIs mit den 3 HCV-Arzneimitteln aufweist, wird im Gegensatz zu Sucht- (27,8%) und OST- (18,3%) Patienten, bei Patienten unter HCV-Therapie (9,2%) weniger häufig verordnet. Dies zeigt sich auch für Oxycodon und Fentanyl (potenzielle DDIs nur mit Maviret und Zepatier). Beide Analgetika werden im Gegensatz zu Sucht- (4,5% Oxycodon, 5,9% Fentanyl) und OST- (1,4% bzw. 2,3%) Patienten unter HCV-Therapie seltener verordnet (je 0,5%).

Schlussfolgerung Besonders für Analgetika wie Metamizol, Oxycodon und Fentanyl, die ein Interaktionspotenzial mit HCV-Arzneimitteln haben, sinken die Verordnungen unter HCV-Therapie, was darauf hinweisen könnte, dass diese potenziellen DDIs im Alltag bei OST Patienten beachtet werden. Bei dieser Patientengruppe sollte allerdings auch der Beikonsum von Analgetika beachtet werden. Bei Sucht-erkrankten Patienten ist es wichtig, auf DDIs im Kontext ihres Konsums zu achten und dies zu thematisieren.



Publication History

Article published online:
08 September 2020

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Stuttgart · New York