Z Gastroenterol 2020; 58(08): e200-e201
DOI: 10.1055/s-0040-1716273
BEST Abstracts DGAV: Publikationen

Maßnahmen zur Trennung der Pankreas- und Gallesekretion reduizieren die Morbidität nach Pankreatikoduodenektomie bei Hochrisikopatienten mit weichem Pankreas und dünnkalibrigem Pankreasgang

I Aghalarov
1   St. Josef Hospital, Ruhr Universität Bochum, Chirurgie, Bochum, Deutschland
,
C Pyras
2   St. Josef-Hospital, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bochum, Deutschland
,
M Janot
1   St. Josef Hospital, Ruhr Universität Bochum, Chirurgie, Bochum, Deutschland
,
T Herzog
1   St. Josef Hospital, Ruhr Universität Bochum, Chirurgie, Bochum, Deutschland
,
A Tannapfel
3   Institut für Pathologie, Bochum, Deutschland
,
W Uhl
1   St. Josef Hospital, Ruhr Universität Bochum, Chirurgie, Bochum, Deutschland
,
O Belyaev
1   St. Josef Hospital, Ruhr Universität Bochum, Chirurgie, Bochum, Deutschland
› Institutsangaben
 

Hintergrund In unserem Pankreaszentrum wird seit 2015 bei allen Risikopatienten mit weichem Restpankreas und schmallem Pankreasgang eine modifizierte Rekonstruktion (mR) nach PD eingesetzt: durch die Anlage einer Fußpunkanastomose (FPA) zwischen Pankreatiko- und Hepatikojejunostomie werden Pankreassekret und Galle getrennt um den Schweregrad von Pankreasfisteln und somit die Gesamtmorbidität postoperativ zu reduzieren. Zusätzlich wird bei schmallkalibrigem Gallengang mit dünner Wand eine transanastomotische T-Drainage protektiv gelegt.

Ziel dieser Studie war den tatsächlichen Effekt dieser operationstechnischen Maßnahmen auf den postoperativen Verlauf in einem prospektiven Kollektiv zu prüfen.

Patienten und Methoden In einem Kollektiv von 340 konsekutiven PD wurde die mR bei 122 Risikopatienten eingesetzt, bei den restlichen 218 wurde bei gut konditioniertem Pankreas mit dilatiertem Gang eine klassische Rekonstruktion (kR) ohne FPA durchgeführt. Beide Gruppen wurden mit Bezug aufpostoperative Morbidität verglichen.

Ergebnisse Patienten mit kR und mR waren vergleichbar mit Bezug auf Geschlecht, Alter, ASA-Klass, Hauptdiagnose und Nebenerkrankungen, unterschieden sich aber signifikant in BMI, 24 vs 28 kg/qm, p = 0.003. Die zusätzliche FPA bei mR verlängerte die OP-Dauer nicht signifikant, 379 vs 373 Minuten, p = 0.456. T-Drainage wurde häufiger in der mR Gruppe benutzt, 46% vs 29%, p = 0.002. Die Rate an Pankreasfisteln war erwartungsgemäß höher in mR, 34% vs 19% in kR, p = 0.003. Trotzdem waren Majorkomplikationen (Dindo >IIIb) mit 11.5% in kR vs 12.3% in mR, p = 0.861 und Mortlität mit 3.7% vs 3.3%, p = 1.000 praktisch identisch. Nachblutungen (6% vs 5%) und Galleleckagen (8.3% vs 8.2%) waren auch identisch in beiden Gruppen. Der Aufenthalt auf Intensivstation (2.5 vs 2.3 Tage) und insgesamt (24 vs 24.5 Tage) war gleich in kR und mR Gruppen.

Schlussfolgerung Der Einsatz der modifizierten Rekonstruktion und individualisierten T-Drainageanlage bei adipösen Patienten mit weichem Pankreas, schmallem Pankreasgang und dünnkalibrigem Gallengang reduziert die Rate an Pankreasfisteln nach PD nicht, schützt aber von erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsraten in diesem Hochrisikokollektiv.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. September 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York