Z Gastroenterol 2020; 58(08): e203
DOI: 10.1055/s-0040-1716281
BEST Abstracts DGAV: Publikationen

Ligatur der mittleren Lebervene zur Erhöhung der Hypertrophieinduktion bei zweizeitigen erweiterten Leberresektionen

A Ali Deeb
Universitätsklinikum Jena, Allgemin-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
,
F Dondorf
Universitätsklinikum Jena, Allgemin-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
,
F Rauchfuß
Universitätsklinikum Jena, Allgemin-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
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U Settmacher
Universitätsklinikum Jena, Allgemin-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
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Einleitung Mit dem „ALPPS“-Verfahren kann eine schnelle Volumenzunahme des verbleibenden Lebervolumens (FRL) in einer Zweischrittoperation erreicht werden. Die Ligatur der mittleren Vene in Schritt 1 müsste eigentlich die Hypertrophie der Restleber noch akzentuieren. Bei dieser Studie wurde untersucht, ob der Erhalt der mittleren Lebervenen (MHV) gegenüber der Ligatur beim ersten Schritt des ALPPS-Verfahrens von Bedeutung ist.

Methodik Es wurden 37 Trisektorektomien rechts als ALPPS-Prozedur durchgeführt. Bei 20 Patienten wurde die mittlere Vene bereits beim ersten Schritt ligiert. Die Volumenänderung zwischen den beiden Schritten wurde mithilfe der Software „Synapse 3D“ (FUJIFILM, Tokyo, Japan) analysiert. Die Patientencharakteristika, Volumetriemessungen, Komplikationen sowie das Langzeit-Outcome wurden retrospektiv analysiert.

Ergebnisse Bei der Auswertung der Volumetrie zeigte sich ein positiver Einfluss der MHV-Ligatur auf die FLR-Zunahme, allerdings ohne statistische Signifikanz (prozentuale Zunahme FLR2/FLR1 %: MHV-Erhalt 148.5% ±15.4, MHV-Ligatur 158.9 ±19.5, p = 0.082). Dennoch wies das Patientenkollektiv mit der MHV-Ligatur eine höhere Morbidität und Mortalität auf. Dieser Trend war aber in einer durchgeführten logistischen Regressionsanalyse nicht signifikant und eher auf die vorbestehenden Leberparenchymschäden (Odd = 0,717, p = 0,017) zurückzuführen. Dabei stellte sich die präoperative Chemotherapie als weiterer möglicher signifikanter Prädiktor (Odd = 0,803, p = 0,045) heraus. In der Betrachtung der Kaplan-Meier-Überlebenskurve konnte zudem ein Vorteil für den Erhalt der MHV erkannt werden.

Diskussion Anhand dieser Auswertung wird ersichtlich, dass die positiven Effekte des Erhalts der MHV gegenüber der MHV-Ligatur überwiegen. Die Durchführung der präoperativen Evaluation des Leberparenchyms mag demnach sinnvoll sein. Dies soll der Risikoabschätzung im Rahmen eines multifaktoriellen Risiko-Score-Systems dienen. Die Erstellung eines solchen Score-Systems benötigt allerdings eine große Patientenzahl. Dennoch konnte mithilfe eines solchen Score-Systems die operativen gegenüber der interventionellen bzw. konservativen Therapie abgewogen werden.



Publication History

Article published online:
08 September 2020

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