Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S18-S19
DOI: 10.1055/s-0040-1717235
Vortrag
DKOU20-84 Allgemeine Themen>19. Polytrauma

Ist eine Thoraxdrainage suffizient? Prädiktive Faktoren für eine Notfallthorakotomie bei polytraumatisierten Patienten

J Stolberg-Stolberg
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
T Hillemeyer
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
K Wiebe
2   Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Sektion Thoraxchirurgie und Lungentransplantation, Münster
,
J Koeppe
3   Institute of Biostatistics and Clinical Research, Münster
,
MJ Raschke
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
JC Katthagen
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die aktuellen Empfehlungen zur Notfallthorakotomie bei polytraumatisierten Patienten basieren auf Daten aus dem Vietnam Krieg. Unser Ziel ist es Risikofaktoren für eine Thorakotomie nach Anlage einer Thoraxdrainage in einer zivilen Umgebung zu identifizieren.

Methodik Es wurden alle polytraumatierten Patienten (ISS größer 16) die innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren (2009-2018), in einem überregionalen Trauma Zentrum eine Thoraxdrainage erhalten haben berücksichtigt. Der Unfallhergang, Fördermenge der Thoraxdrainage, Hb-Werte, Bedarf an Transfusionen, Koagulopathien, Anzahl der Rippenfrakturen und die Mortalität wurden retrospektiv analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es konnten 174 Patienten, mit 160 stumpfen und 14 penetrierenden Thoraxverletzungen, in die Studie aufgenommen werden. In der Gruppe, die eine Notfallthorakotomie (NT) benötigte, zeigte sich eine signifikant höherer Fördermenge der Thoraxdrainage innerhalb der ersten 24 Stunden mit 3295(±2016) ml im Vergleich zu der Gruppe die keinen Thoraxchirurgischen Eingriff (KT) benötigte mit 320(±393) ml (p<  0,001). Der 24-Stunden-Cutoff-Wert für die Fördermenge der Thoraxdrainage lag bei 1298,8 ml (Sensitivität 0,90; Spezifität 0,94). Bei NT zeigt sich ein initialer Hb-Wert von 11,35(±3,3) g/dl und ein Quick-Wert von 68,5% (±27,4) im Vergleich zu 12(±2,7) g/dl und 76,7% (±24,87) bei KT (p >0,05). Es gab ein Durchschnitt von 7,8(±2,3) Rippenfrakturen bei es NT im Vergleich zu 4,8(±3,5) bei KT (p>0.05).

Die Fördermenge der Thoraxdrainage bleibt weiterhin der wichtigste Indikator für die Notwendigkeit einer Notfallthorakotomie auch in einem zivilen Umfeld mit hauptsächlich stumpfen Thoraxverletzungen. Patienten, deren 24 Stunden-Fördermenge der Thoraxdrainage ein Volumen von 1300 ml übersteigt, sollten einem Thoraxchirurgen vorgestellt oder in ein Level 1 Traumazentrum verlegt werden.

Stichwörter Thoraxtrauma, Polytrauma, Thoraxdrainage, Thorakotomie



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Article published online:
15 October 2020

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