Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S30
DOI: 10.1055/s-0040-1717261
Vortrag
DKOU20-146 Allgemeine Themen>14. Endoprothetik

Vergleich des minimal-invasiven anterolateralen und transglutealen Zugangs in der Hüftendoprothetik mittels instrumenteller Ganganalysen

OT Becker
*   präsentierender Autor
1   Orthopädische Klinik der MHH im Annastift, Hannover
,
E Jakubowitz
2   Labor für Biomechanik und Biomaterialien, Hannover
,
S Budde
1   Orthopädische Klinik der MHH im Annastift, Hannover
,
G von Lewinski
1   Orthopädische Klinik der MHH im Annastift, Hannover
,
H Windhagen
1   Orthopädische Klinik der MHH im Annastift, Hannover
,
T Flörkemeier
1   Orthopädische Klinik der MHH im Annastift, Hannover
› Author Affiliations
 

Fragestellung In der Hüftendoprothetik werden unterschiedliche Zugangswege zum Hüftgelenk verwendet. Während beim transglutealen (TG) Zugang die Mm. gluteus medius und gluteus minimus eingeschnitten und ihre Sehnenansätze von Trochanter major abgetrennt werden, wird beim minimal-invasiven anterolateralen (ALMIS) Zugang das muskelfreie Intervall zwischen den Glutealmuskeln und dem M. tensor fasciae latae genutzt. Eine Verletzung der Glutealmuskulatur kann so minimiert werden.

Bisher konnte keine eindeutige Überlegenheit für einen Zugangsweg zum Hüftgelenk belegt werden. Mittelfristige und langfristige Vorteile eines minimal-invasiven Zugangsweges ließen sich in bisherigen Studien nicht darstellen. In bereits durchgeführten Untersuchungen wurden zumeist Geradschaftprothesen implantiert. Kurzschaftprothesen zeigen eine veränderte Biomechanik mit einer physiologischeren Krafteinleitung in den Femur und eine verbesserte Möglichkeit zur intraoperativen Schonung der Muskulatur. Leuchte et al. und Palieri et al. konnten bereits kurzfristige Vorteile (4-6 Wochen postoperativ) des ALMIS-Zugangs in Ganganalysen nach Implantation von Kurzschaftprothese nachweisen.

In unserer prospektiven, randomisierten Therapievergleichsstudie sollen mögliche mittelfristige Vorteile des ALMIS-Zugangs nach Implantation einer Kurzschaftprothese im Vergleich zum TG-Zugang erstmals untersucht werden.

Methodik Bei 60 Patienten wird eine Metha®-Kurzschaftprothese über einen ALMIS- oder TG-Zugang implantiert. Neben der Erhebung klinischer Parameter werden präoperativ und drei, sechs und zwölf Monate postoperativ instrumentelle, dreidimensionale Ganganalysen mit Messung der Bodenreaktionskräfte durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung In den frontalen und sagittalen Hüftmomenten zeigen unabhängige t- Tests präoperativ, drei, sechs und zwölf Monate postoperativ im Vergleich des ALMIS und des TG Zugangs p- Werte zwischen p=0,032 und p=0,996. Bei der Auswertung von 14 Variablen zu den 4 Zeitpunkten zeigt lediglich die Variable “Hüftmoment in der Frontalebene, Area under Curve” zum Zeitpunkt 6 Monate postoperativ ein signifikantes Ergebnis (p=0,032) mit einem höheren Drehmoment in der ALMIS Gruppe. Allerdings ließen sich bereits präoperativ in der ALMIS Gruppe größere Hüftmomente beobachten.

Die Überlegenheit einer der beiden Zugangswege kann im Rahmen dieser Arbeit nicht belegt werden. Wichtige Vorteile unserer Studie sind die hohe Fallzahl, die ausschließliche Implantation von Kurzschaftprothesen und die Nutzung einer qualitativ hochwertigen instrumentellen, dreidimensionalen Ganganalyse.

Stichwörter Hüftendoprothetik; Ganganalyse; minimal-invasiv; anterolateraler Zugang; Watson- Jones Zugang; transglutealer Zugang; Bauer Zugang



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Article published online:
15 October 2020

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