Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S54-S55
DOI: 10.1055/s-0040-1717311
Vortrag
DKOU20-252 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Garden III Frakturen - ist die valgisierende Überkorrektur bei Stabilisierung mit DHS und Antirotationsschraube zu empfehlen?

F Högel
*   präsentierender Autor
1   BG-Unfallklinik Murnau, Murnau
,
F Weisemann
1   BG-Unfallklinik Murnau, Murnau
,
S Hackl
1   BG-Unfallklinik Murnau, Murnau
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Instrumentierung von medialen Schenkelhalsfrakturen mit einer DHS und Antirotationsschraube ist ein Stabilisierungsverfahren das seit mehreren Dekaden erfolgreich angewendet wird. Seit mehreren Jahren wird postuliert, dass die Valgisierung dieser Frakturen zu einem besseren Outcome führt.

Die Hypothese war, dass die Valgisierung des Schenkelhalses, im Rahmen der osteosynthetischen Stabilisierung, zu einer schnelleren Heilung und weniger implantatassoziierten Komplikationen als bei anatomischer Reposition führt.

Methodik Alle Patienten unter 70 Jahre erfasst, die eine medialer Schenkelhalsfraktur Garden III erlitten hatten und mit DHS und Antirotationsschraube stabilisiert wurden.

Als Ausschlusskriterien galten Garden I, II und IV Frakturen sowie Patienten älter 70 Jahre und Stabilisierungen mit anderen Implantaten und Mehrfachverletzungen sowie vorbestehender Gangbildstörungen und Verletzungen des betroffenen Hüftgelenkes.

An Parametern wurde das Alter, Kellgren-Lawrence Score, Schenkelhalswinkel bei Reposition (Vergleich zur Gegenseite) und nach 6 Wochen postoperativ erfasst. Des weiteren wurde der Winkel der DHS sowie die Länge der DHS(2-Loch bzw. 4-Loch), der Tip/Apex Abstand, der Winkel Schenkelhalsschraube zu Antirotationschraube und die Heilungszeit sowie die Versagensform ausgewertet.

Als Valgisierung wurde ein Schenkelhalswinkel gewertet der größer/gleich 5° zum Schenkelhalswinkel der Gegenseite eingestellt war. Es erfolgte die Gruppenzuordnung nach anatomischer Reposition (Gruppe A) und Valgisierung (Gruppe B).

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt wurden 109 Patienten eingeschlossen, die sich mit n = 69 auf Gruppe A und n = 40 auf Gruppe B verteilten. Das durchschnittliche Alter lag in beiden Gruppen bei 55 Jahren, der durchschnittliche Kellgren Lawrence Score war in beiden Gruppen bei 1. Der durchschnittliche Schenkelhalswinkel in Gruppe A betrug 130° (SD: 3.8) und in Gruppe B 146° (SD: 4.3). Die Überkorrektur in Gruppe B lag bei durchschnittlich 12° (SD: 4.2). In Gruppe A kam es zu einem Therapieversagen in 5% der Fälle, wohingegen es in Gruppe B in 17.5% der Fälle zu einem Therapieversagen kam. Der Tip/Apex Abstand betrug durchschnittlich 9.5 mm in beiden Gruppen (SD:2.9 [A]; 2.8 [B]). Der Winkel zwischen Antirotationsschraube und Gleitschraube betrug in Gruppe A 2.2° (MW) (SD: 1.8) und in Gruppe B 2.4° (MW) (SD: 1.5). Hinsichtlich der Heilungszeit kam es zu einer schnelleren Heilung in Gruppe A (MW 9 Wochen; SD: 2.1) als in Gruppe B (MW: 12 Wochen; SD: 2.5).

In Anbetracht der höheren Zahl an Therapieversagern und der längeren Heilungszeit in Gruppe B ist bei Garden III Frakturen eine valgisierende Überkorrektur nicht zu empfehlen.

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Article published online:
15 October 2020

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