Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S67
DOI: 10.1055/s-0040-1717336
Vortrag
DKOU20-308 Allgemeine Themen>18. Kinderorthopädie und Kindertraumatologie

Das pädiatrische Polytrauma: Der Stellenwert der Luftrettung und die Auswahl der geeigneten Zielklinik

F Bläsius
*   = präsentierender Autor
1   Department of Trauma and Reconstructive, Aachen
,
K Horst
1   Department of Trauma and Reconstructive, Aachen
,
R Lefering
2   IFOM, Köln
,
H Andruszkow
1   Department of Trauma and Reconstructive, Aachen
,
F Hildebrand
1   Department of Trauma and Reconstructive, Aachen
› Author Affiliations
 

Fragestellung Das schwerstverletzte Kind ist ein seltener Fall und eine große Herausforderung für den präklinischen Notfallmediziner und die behandelnde Zielklinik. Der Einfluss des Rettungshubschraubers (RTH) auf das Outcome polytraumatisierter Patienten wird regelmäßig kontrovers diskutiert. Insbesondere für pädiatrische Patienten liegen nur wenige widersprüchliche Studienergebnisse, mehrheitlich aus den USA und mit kleinen Fallzahlen, vor. Aus Deutschland wurde bislang keine Studien hierzu publiziert.

Darüber hinaus ist die Wahl der geeigneten Zielklinik ein entscheidender Faktor der präklinischen Notfallversorgung. Das Ausweisen spezialisierter kindertraumatologischer Referenzzentren (Weißbuch der DGU®) soll daher diese seltenen Fälle regional bündeln und durch spezialisierte Strukturen das Outcome dieser Patientengruppe verbessern.

Ziel unserer Studie war es daher, den Einfluss des Rettungsmittels und der Versorgungsstufe auf die Mortalität schwerstverletzter pädiatrischer Patienten zu untersuchen.

Methodik Durchführung einer multivariaten Regressionsanalyse mit der Krankenhausmortalität als primärer Endpunkt und dem RISC II Score als Korrekturfaktor für die beobachtete Mortalität. Es wurden in einer ersten Analyse der bodengebundene mit dem RTH-Transport verglichen. In einer zweiten Analyse wurden die verschiedenen Versorgungsstufen (ÜTZ, RTZ, LTZ) miteinander verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung 2.755 pädiatrische Patienten (Alter 9 ± 5 Jahre) aus dem Traumaregister DGU® konnten in die Analyse eingeschlossen werden. Sekundäre Verlegungen wurden ausgeschlossen, die Transportmodalität und die Versorgungsstufe mussten dokumentiert sein. Der mittlere ISS betrug 19,1 ± 11,5 Punkte. Wir wiesen eine statistisch signifikante Reduktion des Mortalitätsrisikos für schwerstverletzte Kinder durch den Transport mittels RTH nach. Außerdem beobachteten wir eine 4-fach höhere Mortalität in LTZs im Vergleich zu ÜTZs. Die vorliegenden Daten unterstützen die Anstrengungen spezialisierte Traumazentren für die Versorgung schwerstverletzter Kinder zu etablieren und zeigen einen Überlebensvorteil für Kinder, die primär in ein ÜTZ transportiert und dort behandelt wurden. Weiterhin zeigen unsere Daten, dass Kinder mit physiologischen Veränderungen nach schwerem Trauma von dem Einsatz der Luftrettung profitieren.

Stichwörter Polytrauma, Zielklinik, Luftrettung



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Article published online:
15 October 2020

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