Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S107
DOI: 10.1055/s-0040-1717419
Vortrag
DKOU20-470 Allgemeine Themen->26. Freie Themen

Risioko adaptierte Diagnostik und Hospitalisierung bei leichten Schädel-Hirn-Traumata.

L Leitner
*   präsentierender Autor
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
JH El-Shabrawi
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
G Bratschitsch
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
S Klim
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
N Eibinger
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
J Friesenbichler
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
A Leithner
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
P Puchwein
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
› Author Affiliations
 

Fragestellung Schädel-Hirn-Traumata (SHT) sind eine der Hauptursachen für Krankenhauseinweisungen und Mortalität bei Trauma-Patienten. Intrakranielle Blutungen (IKB) stellen eine Komplikation nach SHT dar, besonders in älteren Pateinten besteht dann auch ein erhöhtes Mortalitätsrisiko. Niedrige Komplikationstoleranz in der öffentlichen Wahrnehmung und unklare Risikoeinschätzung führt bei leichtem SHT häufig zu exzessiver Diagnostik und Hospitalisation, welche unnötig und kostspielig ist. Studienziel war die Identifikation von Risikofaktoren für IKB, Voranschreiten der Blutung und Mortalität von Pateinten mit leichtem SHT (1) zur Verbesserung der Risikoeinschätzung und (2) Identifikation von niedrig-Risiko-Gruppen, in welchen eine exzessive Abklärung kontraindiziert scheint.

Methodik Retrospektive Analyse aller Fälle mit leichtem SHT, welche an unserem über-regionalen Traumazentrum zwischen 2008-2018 anhand von internationalen Guidelines mit CT untersucht und/oder hospitalisiert wurden. Analyse von Risikofaktoren für IKB, Progression der Blutung und Mortalität anhand einer multivariaten Regressions-Analyse.

Ergebnisse und Schlussfolgerung 2036 Patienten mit SHT (m: 57,5%; Alter: 57,6 ± 22,6 Jahre) wurden inkludiert, in 96,5% wurde ein CT durchgeführt, in 18,6% eine Schädelfraktur, in 51,9% eine IKB diagnostiziert. In 48,5% wurde ein Folge-CT durchgeführt, in 28,4% der Fälle wurde eine Progression der IKB festgestellt. In der Gruppe der Leichten SHT Fälle < 35 und 35-65 Jahre stellte chron. Alkoholkonsum (p =0,004) und Schädelfraktur (p <  0,001) ein erhöhtes Progressions-Risiko dar. In der Gruppe >65 Jahre mit leichtem SHT stellten Alter (p =0,009), Antikoagulantien-Einnahme (p =0,007) und Schädelfrakturen ein unabhängiges Blutungsrisiko dar, höherem Alter (p =0,01) stellte einen unabhängigen Risikofaktor für Mortalität dar. Neu aufgetretene Blutungen nach initial unauffälligem CT wurden nur in leichten SHT Fällen mit mindestens 2 der 3 identifizierten Risikofaktoren diagnostiziert: Alter >65 Jahre, Antikoagulantien, Schädelfraktur; Aufgrund niedriger Fehlertoleranz sind die internationalen CT Screening Guidelines bei leichtem SHT auf Sicherheitsmaximierung ausgerichtet. Hohes Alter, Schädelfraktur und chron. Alkoholkonsum erhöhen die Komplikationsrate und erfordern engmaschige Observanz. Wiederholte CT Untersuchungen in Patienten mit initial unauffälligem CT sollte nur bei Vorliegen der identifizierten Risikofaktoren durchgeführt werden. In Fällen mit leichtem SHT, < 65 Jahre, ohne Blutung, erhöhen überflüssige Observierung oder Hospitalisierung die Kosten jedoch nicht die Sicherheit. Empfehlungen, welche aus unseren Daten ableitbar sind, könnten die Kosten und Ressourcen für unnötige Diagnostik und Hospitalisation reduzieren, ohne dabei die Patientensicherheit zu gefährden.

Stichwörter Schädel-Hirn-Trauma, Kostenreduktion, Risiko, Zerebrale Blutung, Mortalität



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Article published online:
15 October 2020

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