Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S137
DOI: 10.1055/s-0040-1717484
Vortrag
3DKOU20-653 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Differenzierung zwischen osteoporotischen und nicht-osteoporotischen inkompletten Berstungsfrakturen durch Analyse der Hinterkantenmorphologie

J Koettnitz
*   = präsentierender Autor
1   Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bielefeld
,
S Klingebiel
2   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Orthopädie, Münster
,
J Lohmaier
1   Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bielefeld
,
R Hartensuer
3   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
S Roßlenbroich
3   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
D Wähnert
1   Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bielefeld
,
M Raschke
3   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
T Vordemvenne
1   Evangelisches Klinikum Bethel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bielefeld
› Institutsangaben
 

Fragestellung Inkomplette Berstungsfrakturen (Typ A3 nach AO) erscheinen in jedem Patientenalter. Insbesondere bei Patienten ab dem 50 LJ. ist die Existenz einer relevanten Osteoporose zu beachten, da diese das operative Vorgehen beeinflusst. Hinweise darauf geben der Traumamechanismus und die Frakturmorphologie.

In der klinischen Erfahrung ist zusätzlich die unterschiedliche Morphologie des Hinterkantenfragmentes hinweisgebend auf die Knochenqualität. Osteoporotische Frakturen zeigen eher ein nach dorsal abgerundetes Hinterkantenfragment, nicht-osteoporotische Frakturen eher ein unverändert gewinkeltes Fragment.

Ziel dieser Studie war es, eine Messmethode zu entwickeln, die es ermöglicht aus routine-CT-Daten die morphologischen Unterschiede des Hinterkantenfragmentes zu erfassen und damit präoperativ zwischen osteoporotischen und

nicht-osteoporotischen Knochenverhältnissen zu differenzieren.

Methodik 48 CT-Datensätze (2008-2013) von Patienten mit inkompletter Berstungsfraktur (Typ AO A3) des thorakolumbalen Übergangs (TH 10 bis L2) wurden retrospektiv in zwei Gruppen unterteilt: 20 osteoporotische Frakturen (18 Frauen, 2 Männer, anamnestisch gesicherte Osteoporose) und 28 nicht-osteoporotische Frakturen (13 Frauen, 15 Männer).

In der sagittalen Paramedian-Ebene wurde das Verhältnis der Hinterkantenvorwölbung zur kraniokaudalen Länge des abgesprengten Fragmentes analysiert. Dazu wurden der kranialste (A) und der kaudalste (B) Punkt des hinteren Kantenfragments mit einem Quadrat mit der Seitenlänge AB verbunden. Um das Bulging zu quantifizieren, wurde das Quadrat in vier gleiche Boxen geteilt. Anschließend wurde die Box, die das Bulging erreicht, identifiziert [Abb. 1]. Statistisch wurden der Chi-Quadrat-Test zur Identifikation signifikanter Unterschiede und die Vier-Felder-Tafel zur Ermittlung eines sinnvollen Cut-Off-Wertes eingesetzt.

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Abb. 1 Einteilung des Bulging-Grades. 1) Schematische Darstellung des Algorithmus. 2) Analyse einer nicht osteoporotischen (Box 1) traumatischen Wirbelkörperfraktur. 3) Analyse einer osteoporotischen traumatischen Wirbelkörperfraktur (Box 2).

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es zeigte sind ein statistisch signifikanter Unterschied im Ausmaß des Bulging beim Vergleich von osteoporotischen und nicht-osteoporotischen Frakturen (p < 0,001). Unter Verwendung von Box 2 als Grenzwert für eine osteoporotische Fraktur betrug die Sensitivität 100 %, die Spezifität 93 % und der positive Vorhersagewert (PPV) 90 %.

Die Analyse des Hinterkanten-Bulging bei traumatischen Berstungsfrakturen ist eine einfache Methode und ermöglicht eine sichere Unterscheidung zwischen Frakturen osteoporotischer und nicht-osteoporotischer Knochenqualität.

Stichwörter inkomplette Berstung, Osteoporose, Hinterkantenfragment, Morphologie



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020

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