Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S138
DOI: 10.1055/s-0040-1717487
Vortrag
DKOU20-660 Grundlagenforschung>32. Implantatassoziierte Infektionen

Keimverschleppung in tiefere Gewebeschichten nach pulsatiler Lavage versus Niederdruck-Spülung im Management von Weichteilinfektionen: eine experimentelle in-vitro-Studie

Froschermeier Franziska
*   präsentierender Autor
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
Brochhausen Christoph
2   Institut für Pathologie, Regensburg
,
Alt Volker
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
Mayr Agnes
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
Weiss Isabella
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg
,
Kerschbaum Maximilian
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg
› Institutsangaben
 

Fragestellung Routinemäßig wird eine gepulste Lavage zur Reinigung von infizierten traumatischen Wunden eingesetzt. In dieser Studie werden erstmals humane Präparate verwendet, um den Einfluss einer pulsatilen Lavage im Vergleich zu Niederdruckspülung auf eine potentielle Keimverschleppung in tiefere Gewebeschichten zu untersuchen.

Methodik In dieser Studie wurden drei native frisch amputierte humane Unterschenkel verwendet und 4 cm2 große Messfelder unterschiedlicher Gewebetiefen präpariert (Subkutis; Faszie; Muskel). Auf diese Areale wurden Eisenpartikel (50 µl

SiMAG-Silanol-Lösung) aufgetragen, welche mit einem Durchmesser von 1 µm Vergleichsobjekte zu Bakterien darstellen. Neben einer Positivkontrolle wurden die Messfelder entweder mit einer Niederdruckspülung oder einer pulsatilen Lavage behandelt. Aus Biopsien wurden histologische Schnitte angefertigt, welche anschließend digitalisiert und semiquantitativ ausgewertet wurden. Dabei wurden die Schnitte in Abhängigkeit von der Menge der pro Blickfeld gezählten Partikel in eine der folgenden Gruppen eingeteilt: 0 (keine), 1 (selten), 2 (häufig) und 3 (viele). Auch das Verteilungsmuster der Eisenpartikel in den Gewebeschichten wurde analysiert, um einen Zusammenhang mit der Gewebeintegrität zu ermitteln.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die aufgetragenen Partikel konnten histologisch nachgewiesen werden (Positivkontrolle). Die semiquantitative Analyse zeigte, dass bei Präparation auf subkutaner Ebene bei pulsatiler Lavage (3) mehr Eisenpartikel in der Subkutis verblieben als bei Niederdruckspülung (2). Das Fasziengewebe schien bei beiden Behandlungsgruppen als Barriere (1) zu wirken, welche die Eisenpartikel über Bindegewebsbrücken zu durchqueren schienen. Intramuskulär waren mehr Partikel nach pulsatiler Lavage (3) als nach Niederdruckspülung (2) sichtbar. Bei Präparation auf Faszienebene zeigten sich weniger Partikel bei pulsatiler Lavage (1) im Vergleich zu Niederdruckspülung (3). Intramuskulär waren bei beiden Gruppen viele Partikel sichtbar (3). Außerdem wurden bei Präparation auf Muskelebene durch die pulsatile Lavage (3) im Vergleich zur Niederdruckspülung (2) mehr Partikel verschleppt.

In der digitalen semiquantitativen Auswertung wurde deutlich, dass sich die Eisenpartikel durch pulsatile Lavage im Vergleich zu einer Niederdruckspülung in tieferen Gewebeschichten anhäufen. Fasziengewebe scheint als Barriere zu wirken, jedoch können Partikel durch Bindegewebsbrücken in tiefere Schichten übertreten. Bei traumatischen infizierten Wunden könnte die Niederdruckspülung eine kostengünstige und einfache Alternative darstellen, um die Gefahr einer Keimverschleppung zu vermindern. Zusätzliche klinische Studien könnten einen möglichen Zusammenhang zwischen pulsatil gespülten Wunden und dem Auftreten von Infektionen weiter evaluieren.

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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020

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