Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S139
DOI: 10.1055/s-0040-1717489
Vortrag
DKOU20-662 Schwerpunktthemen>4. Nachwuchs: Wer soll uns zukünftig behandeln?

Lehrziel-basierte, interaktive Seminare steigern das Interesse an einer Unfallchirurgie/Orthopädie-Facharztausbildung bei PJ-Studierenden

A Meder
*   präsentierender Autor
1   Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Eberhard-Karls Universität Tübingen, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen
,
U Stöckle
2   Charite, Berlin
,
M Weidenbusch
3   LMU, München
› Author Affiliations
 

Fragestellung In der Unfallchirurgie besteht ein gravierender Nachwuchsmangel. Studien haben gezeigt, dass das Interesse am Fach Chirurgie im Verlauf des Studiums deutlich abnimmt (Kaderli R, 2011). Unstrittig ist in der Literatur, dass durch Lehre Studierende für ein Fach gewonnen werden können (Gaucher S, 2013).

Ziel dieser Studie war es unter den teilnehmenden Studierenden den Effekt einer Änderung der aktuellen Form der curricularen PJ-Vorlesung zu einem interaktiven Seminar prospektiv zu evaluieren und zu untersuchen, ob dadurch die Studierenden für eine Karriere im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie interessiert werden können.

Methodik Die Vorlesung findet begleitend zum PJ im Anschluss an den Arbeitstag 1 x wöchentlich statt. Sie wird von wechselnden Dozenten aller chirurgischen Fachabteilungen gehalten. Auf die Unfallchirurgie entfallen 3 Termine. An der Fakultät besteht eine Trennung der Fächer Orthopädie und Unfallchirurgie. Es wurde eine Vorlesung als Basisvergleich und 3 interaktive Seminare gehalten. Die Veranstaltungen wurden anonym mit einem interdisziplinaren entwickelten und validierten Evaluationsbogen bewertet. Antwortmöglichkeiten waren von 1 sehr gut/trifft voll zu bis 5 mangelhaft/trifft gar nicht möglich.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt haben 63 Studierende an 3 Seminaren (SEM) und einer Vorlesung (VL) teilgenommen. Durchschnittsalter war bei 27,5 Jahren (Standardabweichung (SD) 3,1). Die Studierenden waren im 11,6 Fachsemester (SD 0,6). 60 % waren männlich und 40 % weiblich. 79 % der Teilnehmer hatten zum Zeitpunkt der Befragung ein Promotionsprojekt, 29 % der Teilnehmer haben vor dem Studium eine Berufsausbildung abgeschlossen. 10 % haben an 2 verschiedenen Universitäten studiert.

Die Studierende haben das lehrzielbasierte Seminar signifikant besser angenommen als die Vorlesung (P <  0,05). Die Studierenden fühlten sich nach dem Seminar statistisch signifikant kompetenter unfallchirurgische Untersuchungsskills anzuwenden als im Vergleich zur Vorlesung (MW SEM 1,6; SD 0,6 vs. VL 3,0; SD 0,9; p < 0,05). Die Studierenden erlebten das lehrzielbasierte Seminar als interaktiv.

Bereits die Teilnahme an einem lehrzielbasierten unfallchirurgischem Seminar steigerte die Bereitschaft Unfallchirurg (Vorher 4,3 vs. Nachher 3,9; Effektstärke (Cohen’s d) 0,18; P <  0,01) zu werden signifikant.

Das lehrzielbasierte Seminar zu verschiedenen unfallchirurgischen Themenkomplexen können problemlos konzipiert und implementiert werden. Hierdurch lässt sich mit personell geringem Aufwand eine große Anzahl studierender erreichen und so der Nachwuchs für unser Fachgebiet aktiv geworben werden.

Stichwörter Nachwuchs, Lehre, Studierende, Karriere O&U



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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