Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S207-S208
DOI: 10.1055/s-0040-1717525
Vortrag
DKOU20-979 Allgemeine Themen->26. Freie Themen

Beeinflusst das Vorliegen einer vorderen Beckenringfraktur das Outcome von Patienten mit bilateraler Insuffizienzfraktur des Os sacrum (BIF)? - eine prospektive Analyse

F Klauke
*   präsentierender Autor
1   BG Kliniken Bergmannstrost Halle(Saale), Halle/Saale
,
P Schenk
2   BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale
,
GO Hofmann
3   Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Halle (Saale), Jena
,
T Mendel
2   BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale
› Author Affiliations
 

Fragestellung BIF stellen eine zunehmende Verletzungsentität des geriatrischen Patienten dar. Oft indiziert schmerzbedingte Immobilität eine operative Stabilisierung des hinteren Beckenrings in möglichst minimalinvasiver Technik, mit dem Ziel der Beschwerdelinderung bei zugleich unmittelbar postoperativer Vollbelastbarkeit. Bis dato existiert jedoch kein einheitlicher Konsens über die Notwendigkeit der Mitversorgung einer vorliegenden vorderen Beckenringfraktur.

Methodik Im Zeitraum von 2016 bis 18 wurden alle minimalinvasiv versorgten Patienten analysiert. Lag eine vordere Beckenringfraktur vor, so blieb diese unversorgt. Die Gruppenzuordnung erfolgte nach Vorliegen (VB+) oder nicht Vorliegen (VB-) einer vorderen Beckenringfraktur. Zielkriterien waren das klinische Outcome anhand von Scores - SF12, Majeed, Oswestry Disability Index (ODI) und Barthel-Index (BI) - sowie das radiologische Outcome zum Followup (FU) nach mindestens 6 Monaten. Zusätzlich wurden alle Patienten postoperativ und zum FU für mindestens 5 Tage mit einem Schrittzähler (FitBit) ausgestattet. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS (Signifikanzniveau p<0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt wurden 61 Patienten versorgt. Hiervon hatten 30 eine vordere Beckenringfraktur, 5 davon bilateral. 31 hatten keine Fraktur im vorderen Beckenring. 37 Patienten konnten nachuntersucht werden (VB+: 15, VB-: 22). Die Gruppen zeigten in Alter, Größe, Gewicht und ASA-Score Varianzengleichheit. Präoperativ (präop) betrug der ODI für VB+ 0,69±0,11 und für VB- 0,75±0,13 (p=0,11), sank postoperativ (postop) auf VB+ 0,54±0,12 und VB- 0,58±0,17 (p=0,34) und zum FU auf VB+ 0,22±0,13 und VB- 0,31±0,19 (p=0,15). Im FU zeigte sich für den Majeed bei VB+ 76,6±12,4 und VB- 72,1±13,5 (p=0,34). Der SF12 ergab im körperlichen Score bei VB+ 44,3±8,1 und bei VB- 40,7 (p=0,2). Im psychischen Score VB+ 48,6±7,7 und VB- 46,3±10,3 (p=0,5). Der BI ergab für VB+ 88,7±13,6 und für VB- 92,0±15,2 (p=0,5). Die Messwiederholung mittels ANOVA ergab auch für FitBit und ODI keine Signifikanzen. Bei der Schrittzählung wurden postop für VB+ 310±276 Schritte/Tag geschafft, bei VB- 419±375 (p=0,3). Zum FU waren es bei VB+ 3547±592 und bei VB- 3063±707 (p=0,17). Im FU-CT erwiesen sich 9/15 Frakturen vorn als geheilt. 6/15 wiesen eine Pseudarthrose auf, wobei 4 eine sekundäre Dislokation <1 Schaftbreite zeigten. Die Fraktur des hinteren Beckenrings war in jedem Fall geheilt. Zusammenfassend finden sich keine signifikanten Unterschiede im subjektiven und objektiven Outcome von BIF in Abhängigkeit vom Vorliegen einer vorderen Beckenringfraktur. Weder erweisen sich die erhobenen Scores als unterschiedlich, noch die Anzahl der Schritte pro Tag. Zwar zeigt sich, dass der vordere Beckenring nicht in jedem Fall knöchern konsolidiert. Jedoch scheint dies keinen Einfluss auf das Outcome zu haben. Es ist somit festzustellen, dass bei BIF die zusätzliche Stabilisierung des VB eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint.

Stichwörter Becken, Beckenring, Sakrum, Insuffizienzfrakturen



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Article published online:
15 October 2020

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