Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S156-S157
DOI: 10.1055/s-0040-1717726
Poster
DKOU20-740 Allgemeine Themen>18. Kinderorthopädie und Kindertraumatologie

Therapie der angeborenen Klavikulapseudarthrose

C Polan
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen
,
P Beck
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen
,
R Müller
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen
,
D Spodeck
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen
,
M Dudda
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen
,
MD Kauther
1   Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Essen
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Klavikulapseudarthrose ist eine äußerst seltene angeborene Fehlbildung der Klavikula, die durch eine unvollständige Verschmelzung der Knochenkerne des Schlüsselbeines entsteht und mit weltweit circa 200 Fällen beschrieben ist. Mit Ausnahme eines Situs inversus oder einer Dextrokardie, bei denen die Pathologie auch auf der linken Seite beschrieben wird, sind die meisten Fälle auf der rechten Körperhälfte. Klinisch imponiert eine Prominenz der Klavikula. Im Röntgenbild zeigt sich beim Neugeborenen keine Kallusbildung in Abgrenzung zur angeborenen Klavikulafraktur. Im weiteren Verlauf sind spontane Vereinigungen der Knochenenden nicht beschrieben.

Methodik In dieser monozentrischen retrospektiven Studie wurden drei Fälle der angeborenen Klavikulapseudoarthrose analysiert, die in den Jahren 2012 bis 2019 vorstellig wurden. Untersucht wurden die Anamnese, klinischen Zeichen sowie diagnostische und therapeutische Verfahren. Es erfolgte Auswertung mittels deskriptiver Statistik mit dem Statistikprogramm SPSS.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Keines der Kinder, die bei Erstvorstellung zwischen 8 und 13 Jahre alt waren, hatte eine Traumaanamnese, auch nicht unter der Geburt. Klinisch zeigte sich eine lokale Schwellung, die intermittierend und vor allem bei starker Belastung zu Schmerzen im Bereich des Schlüsselbeines und des Schultergelenkes führte. Der Schultergürtel war im Seitenvergleich verkürzt, eine Prominenz tastbar. In der Röntgendiagnostik und der Schichtbildgebung mittels CT oder MRT zeigten sich eine Unterbrechung der Knochenkontinuität der rechten Klavikula mit einer bindegewebigen Defektstrecke zwischen den Knochenenden sowie ein Versatz der Knochenenden. Zur Vermeidung einer Inkongruenz des Schultergürtels und zur Schmerzreduktion erfolgte die operative Resektion des Bindegewebes sowie der Knorpelkappen an den Knochenenden und die anschließende Plattenosteosynthese ohne Beckenkamminterposition. Die histopathologische Untersuchung ergab in allen Fällen eine vermehrte Vaskularisation und vermehrtes straffes Bindegewebe im Sinne einer atrophen Pseudarthrose. Alle Fälle heilten in einem durchschnittlichen postoperativen Follow-up von 27 Monaten komplikationslos aus mit einer vollständigen knöchernen Konsolidierung. Zwei Kinder erhielten bereits die Metallentfernung.

Bei den angeborenen Klavikulapseudarthrosen ist eine individuelle Therapieentscheidung notwendig. Bei asymptomatischen Fällen ist die konservative Therapie möglich. Bei subjektiven Beschwerden, zur Verbesserung der Statik des Schultergürtels oder aus kosmetischen Gründen kann eine operative Therapie erwogen werden. Hierbei kann auch ohne Beckenkamminterposition eine Symmetrie des Schultergürtels, eine Schmerzfreiheit sowie eine freie Funktion im Schultergelenk erreicht werden.

Stichwörter angeborene Klavikulapseudarthrose



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Article published online:
15 October 2020

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