Korrelation zwischen CT-gesteuerter Lungenvolumenbestimmung und systemischer Inflammation nach standardisiertem Thoraxtrauma: eine Studie im Grosstiermodell

Fragestellung Das Erkennen von Risikopatienten bezüglich der Entwicklung von pulmonalen Komplikationen wie ARDS nach Thoraxtrauma ist von grosser klinischer Relevanz. Die Entwicklung solcher Komplikationen ist teilweise abhängig von der individuellen Immunantwort, welche unter anderem durch Interleukine vermittelt wird. Diese Korrelation wurde in einem standardisierten Traumamodell untersucht.

Methodik Standardisierte Verletzungen (Gruppe TT: deutsche Landrasse Schweine, unter Anästhesie und Monitoring: Femurfraktur, Thoraxtrauma, Leberlazeration und hämorrhagischer Schock). Es erfolgte der Vergleich zu Sham-Tieren der gleichen Art (Gruppe SH). Nach Schockbehandlung unter Monitoring erfolgte jeweils die chirurgische Versorgung der Fraktur. Blutentnahmen: Zeitpunkt Trauma, 1 Stunde und 6 Stunden posttraumatisch (systemische IL-6, IL-8 und IL-10 Bestimmung). Vor Termination erfolgte eine Computertomografie in Form einer standardisierten Traumaspirale.

Bildgebung: Mittels Myrian^® in Form einer semiautomatischen Volumetrie des Lungenvolumens (cm3) ausgewertet, anschliessend erfolgte die semiautomatische Bestimmung des Ausmasses der Lungenkontusion (cm3) anhand der Hounsfield Scala (HU). Die Korrelation von systemischem IL-6, IL-8 und IL-10 mit Ausmass des Lungenschadens wurde bestimmt.

Statistik: Mann-Whitney U Test, p< 0.005. Pearson Korrelation.

Ergebnisse und Schlussfolgerung 16 Tiere (30 ± 5 kg) wurden eingeschlossen, 13 in Gruppe TT und 3 in Gruppe SH. I. Das Trauma erzeugte eine relevante systemische Inflammation in der Gruppe TT im Vergleich zur Gruppe SH:

Tab .1

	Gruppe TT	Gruppe SH	p-Wert
Zeitpunkt: Trauma
IL-6 (mean (SD))	14.35 (1.50)	11.70 (1.35)	0.014
IL-8 (mean (SD))	123.49 (38.76)	5.33 (2.31)	<0.001
IL-10 (mean (SD))	402.46 (254.60)	47.40 (21.48)	0.034
Zeitpunkt: Trauma + 1h
IL-6 (mean (SD))	211.19 (90.73)	9.12 (0.37)	0.002
IL-8 (mean (SD))	162.02 (33.05)	5.70 (2.65)	<0.001
IL-10 (mean (SD))	419.07 (102.55)	64.76 (9.11)	<0.001
Zeitpunkt: Trauma + 6h
IL-6 (mean (SD))	538.34 (322.00)	10.13 (1.47)	0.015
IL-8 (mean (SD))	84.15 (23.01)	6.13 (3.01)	<0.001
IL-10 (mean (SD))	153.45 (55.08)	51.41 (16.01)	0.008

II. In der Gruppe TT gab es eine frühe Korrelation (Zeitpunkt Trauma) mit IL-6:

Vol./IL-6 ratio: 0.45 (95 % CI -0.13 to 0.80, p-value = 0.1192)

In der Gruppe TT gab es eine späte Korrelation (Trauma + 6 Stunden) mit IL-10:

Vol./IL-10 ratio: 0.30 (95 % CI -0.29 to 0.7345948, p-value = 0.3052)

Schlussfolgerung

Die frühe Korrelation der Vol./IL Ratio von IL-6 mit dem Ausmass der Lungenkontusion könnte die proinflammatorische frühe Systemreaktion widerspiegeln, während IL-10 als antiinflammatorischer Marker erst nach 6 Stunden reagiert. Dies entspricht einer rascheren CARS-Reaktion als bisher angenommen (CARS; antiinflammatorische Gegenregulation). Diese Ergebnisse könnten für die Operationsplanung bei Patienten mit schwerem Thoraxtrauma relevant sein. Weiterführende Untersuchungen mit verschiedenen TT Schweregraden sollten folgen.

Stichwörter Thoraxtrauma, Inflammation, Interleukine, antiinflammatorisch, proinflammatorisch, Lungenkontusion, Volumetrie, CARS

Publication History

Article published online:
15 October 2020