Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S175
DOI: 10.1055/s-0040-1717764
Vortrag
DKOU20-808 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

E-Roller im Straßenverkehr als neuartiges modernes Verkehrsmittel: Eine unfalltechnische Analyse

S Decker
*   präsentierender Autor
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
F Weidemann
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
C Krettek
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
,
H Johannsen
2   Medizinische Hochschule Hannover, Verkehrsunfallforschung, Hannover
› Author Affiliations
 

Fragestellung Wie ist das typische Verletzungsmuster sowie Unfallgeschehen bei Unfällen mit E-Rollern?

Methodik Unsere Verkehrsunfallforschung dokumentiert prospektiv kontinuierlich eine repräsentative Stichprobe von Verkehrsunfällen der Region. Hierbei werden jährlich >1000 Verkehrsunfälle in unsere Datenbank aufgenommen. In dieser Studie wurden retrospektiv die dokumentierten Unfälle mit E-Rollern zwischen Juli und Dezember 2019 ausgewertet. Die erfassten Daten beinhalten unter anderem persönliche Charakteristika der Unfallopfer, Verletzungen, Unfallursachen sowie technische Charakteristika und Umgebungsfaktoren. Ebenfalls werden Einflussfaktoren, wie z.B. Alkohol oder Bodenbeschaffenheit dokumentiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es konnten 13 Unfälle mit E-Rollern in diese Studie eingeschlossen werden. Das durchschnittliche Alter betrug 26,7 ± 8,6 Jahre, die Mehrheit der verunfallten E-Roller-Fahrer war männlich. 11/13 E-Rollern waren gemietet, lediglich ein E-Roller war nicht amtlich zugelassen. Ein positiver Alkoholtest lag bei 4/13 Personen vor. Die Analyse des Unfallmechanismus zeigte, dass 12 E-Roller-Fahrer alleinig Schuld am Unfall waren, in einem Fall lag eine Teilschuld vor. In vier Fällen fuhren zwei Personen auf dem E-Roller. Ein Unfallgegner fand sich nur in fünf Fällen. Die Analyse der Unfallschwere ergab einen durchschnittlichen MAIS-Wert (MAIS, engl.: maximum abbreviated injury scale) von 1,5. Fünf Patienten waren schwerverletzt (Krankenhausaufenthalt >24 Stunden). Die schwersten Verletzungen umfassten Radiusfrakturen, Mittelgesichtsfrakturen sowie Hirnblutungen.

In unserer Fallserie fand sich die Schuld am Unfall zumeist beim E-Roller-Fahrer. Die Unfallursachen sowie Umgebungsfaktoren waren vielfältig. Die Tatsache, dass ca. 30 % alkoholisiert waren, deutet auf Leichtsinnigkeit der E-Roller-Fahrer sowie die ggf. unterschätzte Gefahr hin. Diese Fallserie zeigt, dass sich E-Roller-Fahrer relevant verletzen können. E-Roller sollten hinsichtlich der Sicherheit entsprechend nicht verharmlost werden.

Stichwörter E-Roller, MAIS, Prävention



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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