Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S199
DOI: 10.1055/s-0040-1717816
Vortrag
Schwerpunktthemen->3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Ist das Alter ein prädiktiver Faktor bei der proximalen Humerusfraktur? 2-Jahresergebnisse am Beispiel der winkelstabilen Plattenosteosynthese

ROD Hazra
*   präsentierender Autor
1   DIAKOVERE Friederikenstift, Hannover
,
J Illner
1   DIAKOVERE Friederikenstift, Hannover
,
H Lill
1   DIAKOVERE Friederikenstift, Hannover
,
R Blach
1   DIAKOVERE Friederikenstift, Hannover
,
M Warnhoff
1   DIAKOVERE Friederikenstift, Hannover
,
G Jensen
1   DIAKOVERE Friederikenstift, Hannover
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die ideale Versorgungsstrategie der proximale Humerusfraktur ist nach wie vor ein kontrovers diskutiertes Thema. Insbesondere beim alten Menschen wird ein operatives Vorgehen mittels Plattenosteosynthese oftmals kritisch gesehen. Teils sind hohe Komplikationsraten beschrieben, aber ist Alter überhaupt ein prädiktiver Faktor für das funktionelle Outcome?

Methodik In die Studie wurden eine konsekutive Serie an Patienteneingeschlossen, die im Zeitraum von 01.2017 bis 01.01.2018 mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese bei dislozierter proximaler Humerusfraktur versorgt wurden. Hierbei wurde das Kollektiv unterteilt in Patienten über (>) und unter (<) 65 Jahren. Im Rahmen der Nachuntersuchung wurde neben dem funktionellen Bewegungsausmaß sowohl der Subjective Shoulder Score (SSV), als auch der alters- und geschlechtskorrigierte Constant-Score (CMS), Oxford Shoulder Score (OS), American Shoulder and Elbow Score (ASES) sowie die Schmerzsituation (VAS) erfasst. Des Weiteren wurde eine radiologische Auswertung durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Von den 93 eingeschlossenen Patienten konnten 62 nachuntersucht werden. Das Patientenkollektiv > 65 (Durchschnittsalter ± Standdardabweichung Jahre) entsprach bei 36 Patienten und einem Follow-up (FU) von 25 Monaten: 13 x 4-Part, 19 x 3-Part, 2 x 2-Part Frakturen. Im CMS erreichten die Patienten 66,7 Punkte (Pt) (26-100 Pt), im OS 44,5 Pt (20-48 Pt), im SSV 77,5% (20-100%) und im ASES 82,5 Pt (40-100 Pt). Alle Frakturen waren zum FollowUp-Zeitpunkt knöchern konsolidiert. Zwei Fälle wurden revidiert: Ein Fall zeigte eine sekundäre Dislokation sowie ein Patient eine Schraubenperforation. Bei einer posttraumatischen Humeruskopfnekrose wurde in 2 Fällen eine inverse Schulterprothese implantiert (Revisionsrate 11,1%).Das Patientenkollektiv < 65 entsprach bei 26 Patienten und einem FU von 24 Monaten: 12 x 4-Part, 10 x 3-Part, 3 x 2-Part Frakturen. Im CMS erreichten die Patienten 75 Punkte (Pt) (31-100 Pt), im OS 41 Pt (16-48 Pt), im SSV 80% (30-100 %) und im ASES 69,9 Pt (28-100 Pt). In der radiologischen Auswertung wiesen alle Patienten eine gute knöcherne Durchbauung auf. Zwei Fälle wurden bei posttraumatischer Humeruskopfnekrose revidiert und erhielten jeweils eine Schulterprothese. Zwei Patienten wiesen eine postoperative Schultersteifeauf, die einearthroskopische Arthrolyse und frühe Materialentfernung notwendig machten. In einem Fall zeigte sich eine Infektsituation (Gesamtrevisionsrate 19,2 %).

Es zeigt sich ein altersunabhängig-vergleichbares klinisches Outcome bei der proximalen Humuerusfraktur ohne signifikante Vorteile im Kollektiv < 65 im Vergleich zum Kollektiv > 65. Anders als weitläufig spekuliert zeigt sich nach 2 Jahren eine niedrigere Komplikationsrate in der Gruppe > 65. Zusammenfassend kann abhängig von Frakturmorphologie und Gesamtsituation des Patienten die winkelstabile Plattenosteosynthese altersunabhängig eingesetzt werden.

Stichwörter Proximale Humerusfraktur; Fractures of elderly; winkelstabile Plattenosteosynthese



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Article published online:
15 October 2020

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