Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2020; 48(06): 433
DOI: 10.1055/s-0040-1718498
Abstract
DVG

Der LD50-Test an Honigbienen: Eine Stärken-Schwächen-Analyse und Verbesserungsvorschläge

PP Hoppe
Wachenheim a. d. W.
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Der Labortest ist die erste Stufe der maximal 3-stufigen Prüfung von Pestiziden im EU-Risk Assessment für Bienen (EC Reg. 1107/2009). Ziel ist die Bestimmung der medianen letalen Dosis des Wirkstoffs (LD50, Mikrogramm/Biene) als Maß der akuten Toxizität (Gefährlichkeit, Hazard). Je 3×10 Honigbienen erhalten eine Einzeldosis in geometrischer Reihe (bzw. keine Dosis) in Zuckerlösung. Endpunkt ist die kumulierte Mortalität nach 48–72 Stunden.

Stärken Klassischer kontrollierter Versuch mit definierter Versuchsfrage, dokumentierter Exposition, Kausalität (dose-response), zweifelsfreier Auswertung (Probitanalyse) und guter Wiederholbarkeit. Die LD50 erlaubt den Hazard-Vergleich von Wirkstoffen und die Einstufung in Toxizitätsklassen. Ein Hazard-Ratio (Gramm Wirkstoff pro ha/LD50) von > 50 zieht Higher-Tier-Versuche zur Einschätzung des Risikos nach sich. Die LD50 hat gute Voraussagekraft für die Ziel- und Nebeneffekte des Pflanzenschutzmittels (PSM). Der Test ist um Größenordnungen kostengünstiger als der Semi-Feldversuch und Feldversuch.

Schwächen Wirkstoff ist nicht gleich Produkt (PSM). Die Ergebnisse an Einzelbienen gelten nur eingeschränkt für das Bienenvolk. Die Umweltrelevanz ist fraglich.

Verbesserungsvorschläge Die zusätzliche parallele Testung von Wirkstoff und PSM sowie von PSM-Tankmischungen würde die Aussagekraft erweitern.

Fazit Die Stärken überwiegen. Der LD50-Test ist besser als sein Ruf.



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Article published online:
04 December 2020

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