Osteologie 2021; 30(01): 77
DOI: 10.1055/s-0040-1722150
2. Abstracts

Zusammenhang zwischen kumulativer Glukokortikoiddosis und Fraktur-Prävalenz bei rheumatoider Arthritis

Authors

  • P Oelzner

    1   Klinik für Innere Medizin III, FB Rheumatologie/Osteologie, Universitätsklinikum Jena, Jena
  • A Schwabe

    2   Gemeinschaftspraxis, Kahla
  • T Eidner

    1   Klinik für Innere Medizin III, FB Rheumatologie/Osteologie, Universitätsklinikum Jena, Jena
  • A Pfeil

    1   Klinik für Innere Medizin III, FB Rheumatologie/Osteologie, Universitätsklinikum Jena, Jena
  • G Wolf

    1   Klinik für Innere Medizin III, FB Rheumatologie/Osteologie, Universitätsklinikum Jena, Jena
  • G Lehmann

    1   Klinik für Innere Medizin III, FB Rheumatologie/Osteologie, Universitätsklinikum Jena, Jena
 

Einleitung Die Effekte von Glukokortikoiden (GK) auf den Knochen sind bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen komplex und teils gegenläufig. Ungünstige Effekte einer GK-Langzeittherapie, welche wesentlich auf Hemmung der Knochenformation und Verminderung der Knochenqualität basieren, sind unbestritten. Andererseits können GK durch Suppression der den Knochen ebenfalls schädigenden Entzündung auch zeitlich befristet osteoprotektive Effekte entfalten. Ziel unserer Untersuchung war es, Knochenmineraldichte (BMD) sowie Prävalenz osteoporotischer Fx bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) in Abhängigkeit von der kumulativen GK-Dosis (kGCD) zu untersuchen.

Methode 704 Patienten mit RA (558 Frauen und 146 Männer, mittleres Alter 58,9 ± 12,9 Jahre, mittlere Erkrankungsdauer 10,4 ± 10,3 Jahre) wurden in Abhängigkeit von GK-Therapie und kGCD in 4 Gruppen unterteilt: Gruppe 1: Patienten ohne GK (n = 157), Gruppe 2: Patienten mit kGCD ≤ 5 g (n = 177), Gruppe 3: Patienten mit kGCD 5 - ≤ 10 g (n = 159); Gruppe 4: Patienten mit kGCD > 10 g (n = 211). Neben der mittels dualer X-ray-Absorptiometrie (DXA) ermittelten BMD an Lendenwirbelsäule (BMD-LS), Schenkelhals (BMD-SH) und Gesamthüfte (BMD-H) wurden Frakturen, demografische Daten, entzündliche Aktivität, durchschnittliche tägliche GK-Dosis und kGCD erfasst. Grundlage der Datenerhebung war der Zeitpunkt der ersten DXA.

Ergebnisse Der Prozentsatz aller osteoporotischen Fx (oFx) lag bei 19,3 %, in 10,2 % fanden sich vertebrale Fx (vFx). Von oFX waren Frauen signifikant häufiger betroffen als Männer (22,1 % vs. 8,7 %; <0,001), für vFx fand sich nur eine numerischer Unterschied (11 % vs. 6,7 %). Signifikante Unterschiede in Alter und Geschlecht bestanden zwischen den 4 Gruppen nicht. Obwohl mit 22,7 % die höchste oFX-Prävalenz in der Gruppe mit kGCD > 10 g vorlag, fanden sich in Abhängigkeit von der kGCD keine signifikanten Unterschiede: Gruppe 1: 17;8 %, Gruppe 2: 19,2 %, Gruppe 3: 17 %. Für vFX ergab sich dagegen eine deutliche Abhängigkeit von der kGCD: Gruppe 1: 7,6 %, Gruppe 2: 6,8 %; Gruppe 3: 11,3 %, Gruppe 4: 13,7 %, p = 0,019). Wurden Gruppen 3 und 4 sowie 1 und 2 zusammengefasst, zeigte sich für Patienten mit kGCD > 5 g eine mit 12,7 % gegenüber jenen ohne GK bzw. kGCD ≤ 5 g (7,1 %) nahezu verdoppelte Prävalenz von vFx (p = 0,015). Die höchste BMD fand sich an allen Messorten für Patienten mit kGCD ≤ 5 g. BMD-SH und BMD-H lagen höher als in Gruppe 1 (p < 0,05) und Gruppe 3 (p < 0,01 bzw. <0,001) und an allen Messorten höher als in Gruppe 4 (p < 0,001). Die BSG war bei Patienten ohne GC signifikant höher als in allen anderen Gruppen (p < 0,05-0,01).

Diskussion Die Befunde sprechen dafür, dass kumulative GK-Dosen bis 5 g bei RA durch Suppression der Entzündung bei RA einen osteoprotektiven Effekt haben können, höhere kumulative Dosen jedoch mit einer signifikanten Abnahme von BMD und einem erhöhten Risiko von vFx einhergehen

Keywords Glukokortikoide, Rheumatoide Arthritis, Frakturen

Korrespondenzadresse Peter Oelzner, Klinik für Innere Medizin III, FB Rheumatologie/Osteologie, Universitätsklinikum Jena, Am Klinikum 1, 07740 Jena, Deutschland

E-Mail peter.oelzner@med.uni-jena.de



Publication History

Article published online:
05 March 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany