Dialyse aktuell 2015; 19(09): 468
DOI: 10.1055/s-0041-108453
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Hygiene und Technik im Rahmen der Dialyse

Friedrich von Rheinbaben
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Publication Date:
27 November 2015 (online)

Der Begriff „nosokomiale Infektionen“ hat (fast) ausgedient; ersetzt wurde er durch „HAI“! Wir alle wissen, ein Hai ist gefährlich, sofern er die passende Größe vorzuweisen hat. Und er hat! Unser HAI steht für „Healthcare-Associated Infections“ und ist ganz und gar nicht harmlos. Er fällt, optimistischen Schätzung zufolge, allein in der Bundesrepublik jährlich 800 000 Menschen an und für 30 000 von ihnen ist diese Begegnung tödlich. Der Begriff „Healthcare-Associated Infections“ weist darauf hin, dass auch diejenigen Bereiche medizinischer Versorgung betroffen sind, die nicht unmittelbar dem Krankenhaus angehören – und damit fallen auch Dialysestationen in das Revier unseres Hais.

Die Zeiten, in denen besonders blutgetragene Virusinfektionen als Folge sorglosen Arbeitens oder technischer Mängel in der Dialyse die Runde machten und sich in hohen 2-stelligen Durchseuchungsraten (insbesondere bei der Hepatits B) dokumentierten, diese Zeiten sind unstrittig Vergangenheit. Wir können hier stolz auf beachtliche Erfolge zurückblicken und uns über das Erreichte freuen.

Gleichwohl gilt die alte Weisheit: „Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden“. Die vorliegende Ausgabe der Dialyse aktuell widmet deshalb dem „Hygienebeauftragten in der Dialyse“ einen Kernbeitrag. Mit diesem Funktionsträger wurde eine neue Ebene in die Hygieneorganisation der Dialyse eingezogen. Der Artikel skizziert das Aufgabenfeld und den Verantwortungsbereich dieses noch vergleichsweise neuen „Hoheitsträgers und Wächters der Umsetzung von Hygiene“.

Ein Kernthema für die Dialyse bleibt die Desinfektion. Was aber ist ein Desinfektionsmittel und wie wird es bewertet? Wer die Antwort sicher zu kennen glaubt, der mache sich gleich an die Beantwortung der entsprechenden Verständnisfragen. Wer diese allerdings falsch oder gar nicht löst oder einfach nur verstehen möchte, was all die Begriffe bedeuten, die ihn künftig auf Etiketten dieser wichtigen Präparategruppe erwarten, dem sei die Lektüre des Beitrages zu den Fortschritten bei den Europäischen Normen zur Prüfung von Desinfektionsmitteln ans Herz gelegt.

Ein berühmter Ökonom hat einmal festgestellt, dass zwischen einer wichtigen Entdeckung und ihrer breiten technische Nutzung oft mehr als ein Menschenleben liegt. Recht hatte er. Und dies zeigt sich einmal mehr bei der für die Dialyse so wichtigen Technologie der Wasseraufbereitung. Viele der heute weidlich genutzten Methoden gehen auf lange zurückliegende Entdeckungen zurück. Verknüpft mit den Möglichkeiten unserer Zeit, finden sie oft erst jetzt breite Anwendungen. Dies war der Anlass, als drittes Kernthema die Aufbereitungstechnologie für Wasser zu wählen.