Dialyse aktuell 2015; 19(10): 518
DOI: 10.1055/s-0041-109762
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Dialysegrundlagen vermitteln

Marion Bundschu
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Publication Date:
22 February 2016 (online)

Die Verringerung der Wochenpauschale hat zu Veränderungen geführt und es wird auch weiterhin zu tiefgreifenden Umwälzungen in den Dialyseeinrichtungen kommen. Ökonomische Gedanken nehmen maßgeblich Einfluss auf die Versorgung. In Deutschland erhält jeder einen Zugang zum Gesundheitssystem. Da immer mehr Menschen diese Gesundheitsversorgung benötigen, aber immer weniger Menschen in die Krankenversicherung einzahlen, entsteht hier ein Problem.

Der demografische Wandel hat jetzt auch das nephrologische Team erreicht: Eine große Gruppe der langjährigen Mitarbeiter geht in den verdienten Ruhestand. Leider ist der Anteil an jungen, motivierten und geschulten Mitarbeitern so gering, dass diese Lücke nicht geschlossen werden kann. Die derzeitige Vergütungsstruktur schafft keinen Anreiz, sich für den Arbeitsplatz Dialyse zu entscheiden, wenn die Differenz bis zu 400 Euro zum Tarifvertag im öffentlichen Dienst betragen kann. Seit Jahren weisen wir die Arbeitgeber auf diesen Missstand hin, leider ohne Erfolg. Im Gegenteil: Es wird immer mehr am Posten Personalkosten gespart. Wir arbeiten heute mit geringer qualifiziertem Personal, aber höheren Personal-Patienten-Schlüsseln (PPS) an chronisch kranken multimorbiden Patienten. Die nephrologischen Pflegeverbände haben dazu ein Positionspapier erstellt und den entsprechenden Organisationen zugestellt.

Die uns anvertrauten Patienten befinden sich in verschiedenen Lebensphasen mit den dazugehörigen Problemen. Berufliche Rehabilitation bei erwerbstätigen Versorgern, Veränderung der familiären Struktur bei der Versorgung von nierenkranken Kindern für die Eltern und Geschwister oder alte, alleinlebende Menschen in der letzten Lebensphase bis hin zur palliativen Versorgung sind nur einige Beispiele. Im kompetenzbasierten Lehrplan und auch im DKG-Lehrplan für die Fachweiterbildung Nephrologie wird darauf gezielt eingegangen.

Es ist der falscher Ansatz, die Dialysebehandlung auf den An- und Abschluss zu reduzieren, der mit einem Zeitfaktor wie am Fließband hinterlegt ist, und dies mit möglichst gering qualifiziertem Personal zu betreiben. Das gehäufte Auftreten von Anwenderfehlern kostet Geld und dient nicht der Patientensicherheit. Jeder Anwender muss auch die Maschinentechnik verstehen, um bei Problemen adäquat reagieren zu können. Ist dies nicht gewährleistet, muss ein Techniker kommen und langwierig den Fehler suchen, um dann oft die Maschine mit dem Vermerk „kein Fehler“ wieder zurück zu stellen. Dies verursacht unnötige Kosten.

Das Wissen erwirbt man nur durch eine fundierte Einarbeitung mit zusätzlichen Fortbildungsmaßnahmen und langjährige Erfahrung. Da die Medizin und Technik sich ständig weiterentwickeln, gehört die regelmäßige Teilnahme an Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen unabdingbar dazu. Unser Appell: Wir brauchen nicht noch mehr Technik, sondern gut qualifiziertes und angemessen bezahltes Personal in den Einrichtungen.

Aber Jammern nützt nichts, sondern jede Veränderung ist auch die Chance für etwas Neues. Die AfnP e. V. stellt sich dem und kommt ihrem satzungsgemäßen Auftrag nach: Mit der Seminarreihe „Dialyse Basic“ reagieren wir auf die veränderte personelle Zusammensetzung des multidisziplinären Teams. Ferner bieten wir künftig mehr regionale Halbtagesseminare und dieses zweite Themenheft der Dialyse aktuell zu Dialysegrundlagen an. Wir unterstützen damit das multidisziplinäre Team bei seiner täglichen Arbeit und leisten einen Beitrag zur Patientensicherheit und Qualitätssicherung. Diesem Auftrag können wir nur mit genügend ehrenamtlich Tätigen nachkommen. Leider stellen wir fest, dass die junge Generation die Notwendigkeit einer Mitgliedschaft (zum Jahresbeitrag von 30 Euro) nicht mehr anstrebt. Nur als mitgliederstarker Verband ist auch künftig Folgendes möglich:

  • neutrale Information bei Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ohne wirtschaftliche Interessen der Referenten

  • kostengünstige Veranstaltungen, bei denen ein Bildungsgutschein im Wert von derzeit 40 Euro angerechnet werden kann

  • 10-mal pro Jahr der kostenfreie Bezug der Dialyse aktuell an die Wunschadresse