Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S18
DOI: 10.1055/s-0041-1727335
01. Klinische Diabetologie

Geschlechterunterschiede in Zeittrends der glykämischer Kontrolle und des Insulinpumpengebrauchs über zwei Dekaden bei 10-40-jährigen

C Boettcher
1   Inselspital, Med. Universitätskinderklinik, BERN, Pädiatrische Endokrinologie, Diabetologie & Metabolik, Bern, Switzerland
,
SR Tittel
2   Universität Ulm, ZIBMT, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, Ulm, Germany
,
T Meissner
3   Heinrich-Heine-Universität, Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Düsseldorf, Germany
,
B Gohlke
4   Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Universitäts-Kinderklinik, Pädiatrische Endokrinologie & Diabetologie, Bonn, Germany
,
R Stachow
5   Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche der DRV Nord, Sylt, Germany
,
A Dost
6   Univeritätsklinikum Jena, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Pädiatrische Diabetologie & Endokrinologie, Jena, Germany
,
S Wunderlich
7   DRK Kliniken Berlin, Klinik für Innere Medizin - Diabetologie und Angiologie Mitte, Berlin, Germany
,
I Lowack
8   Diabeteszentrum Forchheim, Forchheim, Germany
,
S Lanzinger
2   Universität Ulm, ZIBMT, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, Ulm, Germany
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die T1DM-Therapie erfuhr über die letzten beiden Jahrzehnte grosse Veränderungen. Geschlechterunterschiede rückten als Einflussfaktoren der Stoffwechselkontrolle in den Fokus. Ziel unserer Studie war, Geschlechterunterschiede in Bezug auf die Veränderung der glykämischen Kontrolle sowie auf Trends der Insulinpumpennutzung über zwei (Jugendliche) / eineinhalb (Erwachsene) Dekade(n) zu evaluieren, wo möglich unter Berücksichtigung Migrationshintergrunds. Methodik: In der DPV-Datenbank wurden T1DM-Patienten des Alters 10-20 (Jahre 1999-2018) und 21-40 (2004-2018) identifiziert. Zur Erstellung von HbA1c- / Pumpennutzungstrends getrennt nach Geschlechtern (Adjustierung für Alter, Diabetesdauer, Migrationshintergrund, wiederholte Messungen) erfolgte eine lineare Regression, für Jugendliche anschliessend eine Stratifizierung nach Migrationshintergrund.

Ergebnisse In der Gruppe der Jugendlichen (n = 68‘662) zeigte sich von 1999-2018 eine HbA1c-Verbesserung von 8,3 % (Mädchen) bzw. 8,2 % (Jungen) auf 8,1 % (Mädchen) / 8,0 % (Jungen). Die Pumpennutzung stieg kontinuierlich von 3 % (Mädchen / Jungen) auf 47 % (Jungen) respektive 54 % (Mädchen) an. Nach Stratifizierung für Migrationshintergrund zeigt sich ab 2016 eine Nivellierung des HbA1c-Geschlechterunterschieds für Jugendliche ohne Migrationshintergrund (2018: 8,0 % für Jungen und Mädchen). Mit Migrationshintergrund blieb ein Geschlechterunterschied bestehen: 8,3 % (Mädchen), 8,1 % (Jungen). Jugendliche mit Migrationshintergrund nutzten weniger häufig Insulinpumpen, wobei die Mädchen in der Mehrheit waren (2018: 48 % Mädchen, 39 % Jungen). In der Erwachsenengruppe (n = 15‘380) zeigte sich von 2004-2018 ein gleichbleibender HbA1c-Wert von 8,0 % (Frauen) und 8,4 % (Männer) mit gleichbleibendem Geschlechterunterschied. Der Pumpentherapieanteil stieg von 18 % auf 30 % (Männer) und von 28 % auf 49 % (Frauen).

Schlussfolgerung Eine HbA1c-Geschlechterangleichung fand bei Jugendlichen ohne, nicht aber mit Migrationshintergrund, statt. Der Insulinpumpengebrauch stieg – betont insbesondere bei Mädchen – stetig an. Erwachsene weisen trotz vermehrter Insulinpumpennutzung eine gleichbleibende Stoffwechsellage und einen anhaltenden Geschlechterunterschied auf.



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Article published online:
06 May 2021

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