Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S50
DOI: 10.1055/s-0041-1727461
07. Diabeteskomplikationen/Begleiterkrankungen

Entwicklung der Komorbiditäten bei Diabetes Typ 2 zwischen 2005 und 2017: Morbiditätsexpansion oder dynamisches Gleichgewicht? Eine Längsschnittstudie mit Routinedaten der AOKN

B Safieddine
1   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Soziologie, Hannover, Germany
,
S Sperlich
1   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Soziologie, Hannover, Germany
,
J Epping
1   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Soziologie, Hannover, Germany
,
K Lange
2   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Psychologie, Hannover, Germany
,
S Geyer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Medizinische Soziologie, Hannover, Germany
› Author Affiliations
 

Hintergrund Vor dem Hintergrund der steigenden Lebenserwartung wurden mehrere Hypothesen über die zukünftige Entwicklung der Morbidität aufgestellt. Bei Diabetes Typ 2 (DT2) legen bisherige Untersuchungen nahe, dass eine Morbiditätsexpansion aufgrund steigender Prävalenz und Lebenserwartung mit DT2 ausgeschlossen werden kann. Es bleibt aber offen, ob für diese Erkrankung eine Morbiditätsexpansion oder ein dynamisches Gleichgewicht (d.h. Abnahme der Krankheitsschwere bei vorliegender Morbiditätsexpansion) gilt. Diese Studie zielt darauf ab, die folgenden Fragen zu beantworten:

  1. Wie entwickeln sich die Anzahl und die Prävalenz von DT2-bezogenen Komorbiditäten über die Zeit?

  2. Was bedeutet dies in Bezug auf die Morbiditätsentwicklung bei DT2 in Deutschland?

Methoden Für die Studie wurden Routinedaten der Allgemeinen Ortskrankenkasse Niedersachsen (AOKN) verwendet. Die Periodenprävalenz von DT2-bezogenen Komorbiditäten wurde für die Zeitperioden 2005-2007, 2010-2012 und 2015-2017 bei 240.241, 295.868 und 308.134 Personen mit DT2 untersucht. Der Effekt der Zeitperiode auf die Anzahl und Prävalenz von Komorbiditäten wurde mittels (geordneter) logistischer Regression untersucht.

Ergebnisse Die altersadjustierten vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten (predicted probabilities) für schwerere kardiovaskuläre Erkrankungen (CVDs) nahmen bei Männern und Frauen mit DT2 über die drei Zeitperioden ab, während die für weniger schwere CVDs und andere vaskuläre Erkrankungen in allen untersuchten Altersgruppen signifikant zunahmen. Die vorhergesagte Wahrscheinlichkeit, mindestens eine weitere Komorbidität zu haben, nahm im Laufe der Zeit ebenfalls bei allen untersuchten Gruppen signifikant zu.

Schlussfolgerungen Trotz unterschiedlicher Entwicklungsmuster von schweren und weniger schweren CVDs, deuten die Ergebnisse der Studie auf eine Morbiditätsexpansion bei DT2 hin. Zukünftige Studien sollten sich auf die Mechanismen konzentrieren, die zu diesen Trends beitragen.



Publication History

Article published online:
06 May 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany