Z Gastroenterol 2021; 59(08): e236
DOI: 10.1055/s-0041-1733688
Komplikationen bei Leberzirrhose
Dienstag, 14. September 2021, 13:30-14:50 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 1
Leber und Galle

Getunnelte Peritonealkatheter als alternative Versorgungsmöglichkeit von therapierefraktärem Aszites bei Patienten mit Leberzirrhose

TL Tergast
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
M Schultalbers
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
L Stockhoff
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
N Simon
2   Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum für Informationsmanagement (ZIMt), Hannover, Deutschland
,
S Gerbel
2   Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum für Informationsmanagement (ZIMt), Hannover, Deutschland
,
H Wedemeyer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
E Jaeckel
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
M Cornberg
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
B Maasoumy
1   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Eine Leberzirrhose kann zu therapierefraktärem Aszites (RA) führen. Hier stellt die Anlage eines transjugulären portosystemischen Shunts (TIPS) die Therapie der ersten Wahl dar. Jedoch kann eine TIPS-Anlage nicht jedem Patienten angeboten werden, da Kontraindikationen vorliegen können. In diesen Fällen sind Patienten auf rezidivierende Parazentesen angewiesen. Eine Alternative könnte die Anlage eines permanenten, getunnelten Peritonealkatheters (PeKa) darstellen, wodurch Patienten zuhause Aszites ablassen können.

Ziele Diese Studie untersucht den klinischen Verlauf von Patienten mit RA und PeKa-Anlage im Vergleich zu Patienten mit Standard Behandlung (SOC).

Methodik Insgesamt wurden 223 Patienten mit RA und mindestens einer Kontraindikation für eine TIPS Anlage retrospektiv erfasst. Alle Patienten befanden sich zwischen 2012 und 2020 in stationärer Behandlung der Medizinischen Hochschule Hannover und erhielten mindestens eine Parazentese. Analysierte Endpunkte waren 90-Tages (90-d) Überleben, 90-d Inzidenz von schweren Hyponatriämien ≤120mmol/l, sowie die 90-d SBP-Inzidenz.

Ergebnis Eine PeKa-Anlage wurde bei 152 Patienten durchgeführt, 71 Patienten erhielten SOC. Individuen mit PeKa waren älter (60 Jahre vs. 55 Jahre, p< 0.001), hatten häufiger eine SBP durchlebt (59 % vs. 25 %, p< 0.001), niedrigere Thrombozyten (112.000/µl vs. 140.000/µl, p = 0.04) und höhere S-Albumin-Werte (30g/l vs. 26g/l, p = 0.001). Hinsichtlich des MELD-Scores (18 vs. 18, p = 0.80), der Diuretikaeinnahme (68 % vs. 76 %, p = 0.27) oder des S-Natriums (134mmol/l vs. 133mmol/l, p = 0.35) gab es keine Unterschiede. Insgesamt war die SBP Inzidenz vergleichbar in beiden Gruppen (p = 0.82). Patienten mit PeKa erlitten im Verlauf eine nummerisch höhere Anzahl an Hyponatriämien (p = 0.09). Patienten mit PeKa hatten im Vergleich zu SOC ein besseres 90-d Überleben (p = 0.03). In einer multivariaten Cox-Regression, die für Alter, Thrombozyten, MELD, Z.n. SBP und S-Albumin adjustierte, war ein PeKa knapp nicht signifikant mit einem besseren Überleben assoziiert (HR: 0.52, p = 0.05). Nur der MELD-Score war unabhängig mit dem 90-d Überleben assoziiert (HR: 1.16, p< 0.001).

Schlussfolgerung Ein PeKa kann eine Alternative für Patienten mit RA und Kontraindikation für TIPS-Anlage darstellen.

Zoom Image
Abb 1. 90 Tages Uberleben nach PeKa Anlage, nach erster stationarer Parazentese.


Publication History

Article published online:
07 September 2021

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