Z Gastroenterol 2021; 59(08): e311
DOI: 10.1055/s-0041-1734144
Endoskopisches Feuilleton
Freitag, 17. September 2021, 09:00-10:20 Uhr, Saal 4
Endoskopie

Ursachen für nosokomiale Ausbrüche in der Endoskopie

PM Scholz
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover, Deutschland
,
RP Vonberg
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover, Deutschland
,
MM Kirstein
2   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Medizinische Klinik I, Lübeck, Deutschland
,
PC Solbach
2   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Medizinische Klinik I, Lübeck, Deutschland
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Einleitung Die Gastroskopie (GASTRO), die endoskopische retrograde Cholangiopankreatographie (ERCP) und die Koloskopie (KOLO) werden häufig durchgeführt. Dabei kann es zu Erregerübertragungen kommen.

Ziele Systematische Review zu Ursachen, Folgen und Erregerspektren in nosokomialen Ausbrüchen (NA).Methodik Abfrage der Worldwide Outbreak Database, PubMed und Embase. Erfassung demographischer Daten der Patienten, der Infektionswahrscheinlichkeit, der Mortalität, der Art des Mikroorganismus und der Art der Aufbereitung.

Ergebnis Es wurden 73 NA (24 GASTRO, 42 ERCP, 7 KOLO) mit 7,353 Patienten eingeschlossen, bei denen sich mind. 708 Übertragungen ereigneten. Am häufigsten wurden Enterobakterien (32 NA), Nonfermenter (25 NA) und Viren (7 NA) übertragen; in 32 NA waren dabei multiresistente Erreger beteiligt. Die Attack Rates betrugen 3,5 % (GASTRO), 7,1 % (ERCP) und 12,8 % (KOLO). Die entsprechenden Mortalitäten beliefen sich auf 6,3 % (GASTRO), 12,7 % (ERCP) und 10,0 % (KOLO). Manuelle Aufbereitungen von Endoskopen (13 NA) waren dabei im Vergleich zu maschinellen Verfahren (7 NA) deutlich fehleranfälliger. Zu weiteren 9 NA kam es durch Konstruktionsfehler oder Beschädigungen des Endoskopes oder durch Fehler des Reinigungs- und Desinfektionsgerätes (RDG). Bei 13 NA wurden im Rahmen der Ausbruchsuntersuchung verschiedene voneinander unabhängige Fehler entdeckt, die zur Kontamination des Endoskops geführt haben könnten.

Schlussfolgerung Viele Übertragungen bleiben im Arbeitsalltag wohl unerkannt, insbesondere bei gewöhnlichen Erregern mit unauffälligem Resistenzprofil. Umso wichtiger ist die aufmerksame Interpretation mikrobiologischer Befunde. Häufig liegen die Ursachen von Übertragungen in einer insuffizienten Aufbereitung. Die standardisierte maschinelle Reinigung sollte der rein manuellen Aufbereitung vorgezogen werden. Zudem ist eine regelmäßige krankenhaushygienische Überwachung der Funktionalität von RDGs unverzichtbar. Ist die Aufbereitung dennoch unzureichend, sollte das Endoskop selbst kritisch geprüft werden, insbesondere wenn es sich um noch nicht sehr lange auf dem Markt befindliche Modelle handelt. Zukünftige Publikationen von NA sollte sich am ORION-Statement orientieren, um die Vollständigkeit aller relevanten Charakteristika sicherzustellen.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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