Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2021; 49(06): 470
DOI: 10.1055/s-0041-1739104
Abstracts | DVG

V04 Anästhesiologisches Vorgehen bei der unilateralen Hysterektomie einer Hündin am 45. Trächtigkeitstag sowie dem darauf folgenden Kaiserschnitt am 60. Trächtigkeitstag

J Reiners
1   Kleintierzentrum AniCura Duisburg-Asterlagen
,
A Schütter
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
S Goericke-Pesch
3   Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
S Kästner
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
› Institutsangaben
 

Patientengut Vierjährige Große Schweizer Sennenhündin, die während einer Trächtigkeit für eine unilaterale Hysterektomie sowie eine Sectio caesarea anästhesiert wurde.

Fallbeschreibung Im 2.Trächtigkeitsdrittel wurde im linken Uterushorn eine Pyometra infolge eines durch Pseudomonas aeruginosa bedingten Fruchttodes diagnostiziert, wobei die Hündin ein ungestörtes Allgemeinbefinden aufwies und die Feten im rechten Uterushorn vital waren. Zur Erhaltung der Trächtigkeit wurde am 45. Trächtigkeitstag eine unilaterale Hysterektomie durchgeführt und die Hündin mit Tazobactam/Piperacillin[ 1 ] (50 mg/kg i. v. 4-mal täglich) nach Resistenztest behandelt. Die Hündin wurde mit Omeprazol (1 mg/kg i. v.), Diazepam (0,4 mg/kg i. v.) und Levomethadon/Fenpipramid (0,3 mg/kg i. v.) prämediziert und mit Propofol (2,4 mg/kg i. v.) sowie Isofluran in Sauerstoff (EtIsofluran 0,8–1,0%) narkotisiert. Zur Analgesie wurden Fentanyl (0,16 µg/kg/min) und Metamizol (50 mg/kg i. v.) verabreicht sowie postoperativ Butorphanol (0,03 mg/kg i. v.) als Sedativum.

Für die Sectio caesarea am 60. Trächtigkeitstag wurde die Anästhesie nach Omeprazolgabe (1 mg/kg i. v.) mit Alfaxalon (4 mg/kg i. v.) eingeleitet, mit Isofluran in Sauerstoff (EtIsofluran 0,9–1,2%) aufrechterhalten und eine Epiduralanästhesie (Lidocain 2 mg/kg) gesetzt. Zwei vitale Welpen (APGAR Scores 6/10 [1]) ohne Missbildungsanzeichen wurden entwickelt, außerdem ein nicht reanimierbarer und ein toter Welpe. Intraoperativ trat eine mittelgradige Blutung mit Blutdruckabfall auf, der mittels Oxytocin (je 1 IE lokal und i. v.), kristalloider Infusionslösung (5 ml/kg über 15 min) und einer Dobutamin-Dauertropfinfusion (7 µg/kg/min) therapiert wurde. Bei der anschließenden elektiven Gastropexie wurde Fentanyl (4 µg/kg i. v.) sowie Bupivacain lokal in die Bauchnaht (1 µg/kg) verabreicht. Beide Anästhesieepisoden sowie die Rekonvaleszenz der Hündin und die Aufzuchtsphase der Welpen verliefen positiv.

Falldiskussion Durch die Therapie konnte die Infektion für die verbleibende Trächtigkeitsdauer kontrolliert und 2 Welpen gesund entwickelt werden. Während einer Trächtigkeit gehen abdominale Eingriffe mit Manipulation des Uterus mit einem geringgradig erhöhten Abortrisiko einher [2] [3]. Teratogene Effekte der verwendeten Anästhetika wurden nicht beobachtet.

Schlussfolgerung und klinische Relevanz Anders als beim Kaiserschnitt ist bei nicht geburtshilflichen Eingriffen eine Anreicherung von Anästhetika in den Feten pränatal reversibel, weshalb mehr Wirkstoffe infrage kommen. Die Optimierung der Uterusperfusion ist bei allen Eingriffen an trächtigen Tieren wichtig.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
03. Dezember 2021

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  • Literatur

  • 1 Veronesi MC. et al. An Apgar scoring system for routine assessment of newborn puppy viability and short-term survival prognosis. Theriogenology 2009; 72: 401-407
  • 2 Balinskaite V. et al. The Risk of Adverse Pregnancy Outcomes Following Nonobstetric Surgery During Pregnancy: Estimates From a Retrospective Cohort Study of 6.5 Million Pregnancies. Ann Surg 2017; 266: 260-266
  • 3 Shaw CJ. et al. Maternal and fetal cardiovascular and metabolic effects of intra-operative uterine handling under general anesthesia during pregnancy in sheep. Sci Rep 2020; 10: 10867