Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2021; 49(06): 472
DOI: 10.1055/s-0041-1739110
Abstracts | DVG

V10 Fallbericht – Allgemeinanästhesie eines Glattstirnkaimans für die chirurgische Versorgung einer horizontalen Lazeration der Kornea

V Rupp
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
K Reiners
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
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Vorbericht Vorgestellt wurde ein 1,5 Jahre alter und 0,385 kg schwerer Glattstirnkaiman aus Privathaltung aufgrund einer Verletzung des Oculus dexter unbekannter Genese. Die ophthalmologische Untersuchung ergab eine horizontale Lazeration der Kornea über 80% des Durchmessers mit vorderen Synechien. Es erging der Rat zur chirurgischen Versorgung, jedoch mit kritischer Besprechung der Erfolgsaussichten aufgrund fehlender Erfahrungsberichte bezüglich Operation und Anästhesie.

Anästhesie Die präoperative Analgesie erfolgte mit Meloxicam (0,1 mg/kg s. c.). Die Narkose wurde durch Alfaxolon (5 mg/kg i. v., Applikation in die Schwanzvene) eingeleitet. Anschließend wurde mit einem Endotrachealtubus (ID 2,0 mm) ohne Cuff intubiert und eine manuelle Beatmung (AF 1–2/min) über ein Bain-System gestartet. Die Anästhesie wurde mit Isofluran in Sauerstoff (Fi ISO 2,0–3,0%) aufrechterhalten. Die Anästhesieüberwachung erfolgte mittels Doppler-US-Sonde (Herzfrequenz und Flowsignal), Pulsoxymetrie an der Vorderpfote und Atemfrequenz. Ein aussagekräftiges EKG konnte nicht abgeleitet werden. Die Herzfrequenz befand sich während der Narkose zwischen 30/min und 38/min, nach lokaler Adrenalinapplikation zur Blutstillung am Auge erhöhte sie sich kurzzeitig auf 128/min. Die Sauerstoffsättigung lag bei aussagekräftigen Pulswellen zwischen 96% und 98%. Zusätzlich erfolgte eine lokale Anästhesie durch wiederholte Gabe von Conjuncain®-Augentropfen (Oxybuprocainhydrochlorid). Die Dauer der Narkose betrug 120 Minuten. Während der Narkose lag die Raumtemperatur bei 21°C. Das Tier wurde zudem auf einer Wärmematte bei 38°C gelagert. Eine Messung der inneren Körpertemperatur war aus technischen Gründen nicht möglich.

Postoperativer Verlauf Zwanzig Minuten nach Beendigung der Isofluranzufuhr setzte die Spontanatmung wieder ein und 5 Minuten später konnte der Patient extubiert werden. Die postoperative Analgesie wurde mit Meloxicam (0,1 mg/kg p. o.) über 5 Tage fortgesetzt. Das Tier konnte einen Tag nach der Operation mit ungestörtem Allgemeinbefinden entlassen werden. Kontrolluntersuchungen zeigten einen progressiven Heilungsverlauf.



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Article published online:
03 December 2021

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